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WoWirWohnen - Mit dem Schiff ins Heim
Von Johannes Rieck // tetrapak

Mit der HafenCity will die Stadt Hamburg in den nächsten 25-30 Jahren ein City-Stadtviertel mit maritimen Ambiente schaffen, das Wohnen, Arbeiten und Freizeit verbindet. Etwa 5.500 Wohnungen für ca. 12.000 Einwohner und über 20.000 Arbeitsplätze sollen in der HafenCity entstehen und „die Innenstadt an die Elbe zurückführen“. Im Dezember 1998 legte die Senatskommission für Stadtentwicklung, Umwelt, Wirtschaft und Verkehr mit der Verabschiedung der Masterplankonzeption den Entwicklungsrahmen für das Projekt fest. Die Gestaltung des Masterplans beinhaltete eine der letzten Möglichkeiten der Stadt-entwicklungsbehörde grundlegenden Einfluss auf das Areal zu nehmen, da die Bürgerschaft beschlossen hatte, das Gelände nicht – wie oft vorher praktiziert – auf längere Jahre zu verpachten, sondern es gewinnbringend an Investoren zu verkaufen.

An "wen" werden die neuen Wohnungen mit maritimem Ambiente, verkauft? Bevor man sein Schiff am Pier vertäut, sollte man akzeptieren, dass der neue Wohnraum teuer wird. Denn neben den hohen Grundstückspreisen führen erhebliche Gebäudegründungskosten für Fundamente und ein aufwändiger Hochwasserschutz zu einem besonderen Anstieg der Baukosten, die wiederum an die späteren Eigentümer weitergereicht werden. Auch Familienschiffen wird das Anker setzen in der HafenCity nicht leicht gemacht. Hierzu stellte Prof. Egbert Kossak bereits 1999 klipp und klar fest: "Die HafenCity ist kein Standort für Familienwohnen", es sei denn der Senator lege auch gegen den Widerstand der Finanzbehörde Grundstückspreise fest, die alle Bevölkerungsgruppen bezahlen können. Da jedoch keine bezahlbaren Grundstückspreise festgeschrieben wurden, wird die bevorzugte Klientel, mit dem Begriff "Citybewohner" belegt, vermutlich eher aus vermögenden Einzelpersonen und Kleinsthaushalten bestehen, die sich den teureren Wohnraum leisten können. Herr Grimm (Gesellschaft für Bau- und Stadtentwicklung), der fünf weitere Baugenossenschaften, die am Dalmannkai bauen, vertritt, erwartet Quadratmeterpreise von mehr als zehn Euro. Geplant werden Wohnungsgrößen zwischen 70 und 100 Quadratmeter. (Siehe dazu Internetseite der Projektgruppe „Wohnen in der HafenCity“ von Studierenden des Studienganges Stadtplanung an der TU-Hamburg-Harburg http://www.hafencity.net/.).

„Welches“ Heim im City-Stadtviertel wird gebraucht? Im Allgemeinen ist der Wohnungsmarkt in der BRD bestimmt durch die Knappheit des Angebots. Dieses besteht aufgrund der Segmentierung des Wohnungsmarktes und durch erhöhte Mieten, welche wiederum durch gesteigerte Ausstattungsstandards der Wohnungen bedingt sind. Beim sozialen Mietwohnungsbau stehen ca. 40-50% aller Mieterhaushalte in der BRD, die sozialwohnungsberechigt sind, einer zu geringen Anzahl an Sozialwohnungen gegenüber, mit der Folge, dass 17% aller Haushalte nach wie vor unterversorgt sind. Daraus ergibt sich eine „relative Wohnungsnot“, da eine gezielte Berücksichtigung dieser speziell einkommensschwachen Bevölkerungsgruppen nur in geringem Maße stattfindet. Eine Alternative wäre der „non-profit“ oder gemeinnützige Wohnungsbau. Den fördert die Bundesregierung im Gegensatz zum Wohneigentum aber nicht mehr, mit der Begründung, dass der Mietwohnungsbedarf gesättigt sei, da viele Mietwohnungen leer stünden. Parallel zum herkömmlichen Immobilienmarkt, bestehend aus dem Büro-, Industrieimmobilien- und Privatmarkt für höherpreisige Objekte, die sich gegen Ende der 90er Jahre hoher Renditen und Nachfrage erfreuten, ist der Markt der „billigen“, bezahlbaren Wohnräume in Hamburg aufgrund der „relativen Wohnungsnot“ von Interesse.

Der soziale Wohnungsbau, der wie ein Ventil bis in die 80er Jahre hinein materielle Ungleichheiten abfederte und für bezahlbaren Wohnraum sorgte, geht in den 90er Jahren seinem Ende entgegen. Bestärkt durch das Desaster der gewerkschaftseigenen Wohnungsbaugesellschaft „Neue Heimat“ fand eine Umorientierung statt, die Eigenheime für Mittelschichten, Wohngeld statt Wohnungsbau und die Deregulierung des Mietrechtes unterstützte. Der Bestand an Sozialwohnungen in der BRD hat sich in den 90er Jahren von 3,9 Mio. auf 1,8 Mio. halbiert. Das endgültige Absterben des herkömmlichen Modells wurde Ende 1996 mit einer entsprechenden Erklärung des Bundesbauministers offiziell besiegelt. Das Angebot von bezahlbarem Wohnraum hat sich mittlerweile so reduziert, dass auch Menschen mit mittlerem Einkommen nicht mehr ausreichend versorgt werden können. Dieser Prozess wurde durch politische Maßnahmen wie Steuererleichterungen für Altimmobilienbesitzer, Rücknahme der Förderung des sozialen Wohnungsbaus und die Aufhebung der Gemeinnützigkeit für Wohnungsunternehmen anhand verschiedener Modelle gezielt gefördert.

So ist es zu einer Reduzierung von bezahlbarem Wohnraum durch fehlende Neubauten von kleineren günstigen Wohnungen auf dem freien Markt und im sozialen Wohnungsbau gekommen. Nach Aussagen des Vorsitzenden des "Mietervereins zu Hamburg", Herrn Eckard Pahlke, herrscht Wohnungsnot. Er stellt fest, dass zur Zeit 400.000 Haushalte (42%) in Hamburg Anspruch auf eine Sozialwohnung haben, wobei gleichzeitig nur 150.000 existieren. 6.000 müßten gebaut werden, wobei nur 1.800 geplant sind. Repräsentative Neubauvorhaben der jüngeren Vergangenheit, wie beispielsweise in Neuallermöhe-West, haben gezeigt, dass es bei entsprechendem politischen Willen möglich ist, nicht nur Yachtbesitzern, sondern auch Kanuten, das Wohnen und Arbeiten in maritimen Ambiente zu ermöglichen.


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