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Aus: Immobilienstandort Hamburg/ Schleswig-Holstein Verlagssonderveröffentlichung in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Seite 52, Freitag 27. September 2002 - Nummer 225

Neues Leben für Häfen: Schluß mit der Tristesse am Kai
Hamburg, Kiel, Lübeck und Flensburg entwickeln Quartiere am Wasser

Von Frank Peter Unterreiner

Viele alte Hafenareale haben ausgedient. Wo jahrzehnte-, wenn nicht jahrhundertelang Kisten und Ballen aus aller Herren Länder ein- und ausgeladen wurden, wo Kaufleute, Matrosen und Hafenarbeiter den Kai belebten, da ist eine gespenstische Ruhe eingekehrt. Die Verladekräne rosten, zwischen den Schienen wuchert Unkraut, und nur noch selten hallen Schritte beinahe gespenstisch durch die Leere.

Die Zunahme des Containerverkehrs zu Lasten des Stückguts ist ein Grund für die Tristesse in vielen alten Häfen. Die immer größer werdenden Schiffe ein anderer. Gegen die modernen Frachtschiffe wirken die Handelssegler früherer Zeiten wie Spielzeug, die großen Pötte können nicht in die kleinen Hafenbecken einlaufen.

Hamburg, Kiel, Lübeck und Flensburg eint dieses Problem. Doch Verwaltung und Politik der Hansestädte gehen dazu über, dies als Chance zu begreifen. Wohnen und Arbeiten am Wasser übt eine besondere Faszination aus, die hier geschaffenen Arbeitsplätze und Wohnungen sollen – so die Hoffnung – Unternehmen und ihre Mitarbeiter an den Standort locken oder doch zumindest binden.

Zudem waren die Häfen in den vergangenen Jahrzehnten nicht mehr Treffpunkte für die Bevölkerung, sonder abgesperrte Industrie- und Zollareale. Die Öffnung und Revitalisierung der Häfen ist damit auch die Chance, die Stadt wieder ans Wasser wachsen zu lassen, eine neue Urbanität zu schaffen. Die Konzepte sehen daher eine Mischung aus Arbeiten und Wohnen, aus Gastronomie und Freizeitnutzungen vor.

HafenCity Hamburg
Zumindest bezüglich der Größe ist die Hamburger HafenCity das amibitionierteste Projekt. Insgesamt entsteht auf einer Fläche von 100 Hektar ein neuer Stadtteil mit einer Mischung aus Wohnen, Arbeiten, Einkaufen und Freizeit. Auf 1,5 Millionen Quadratmeter Bruttogeschoßfläche können 5500 Wohnungen für 12000 Menschen, 20000 Arbeitsplätze sowie Gastronomie und Unterhaltungseinrichtungen entstehen.

Pro Jahr sollen 25000 Quadratmeter Wohnraum und 35000 Quadratmeter Gewerbefläche auf den Markt kommen, lautet die Zielsetzung. Das gesamte Projekt ist damit auf eine Dauer von fünfundzwanzig Jahren angelegt. Der Masterplan sieht 18 Teilquartiere vor, die selbstständige, funktionierende Einheiten bilden sollen. Möglichst viele Investoren und nicht zu große Grundstücke sollen für urbane Strukturen sorgen. Die HafenCity schließt sich an die heutige Innenstadt an und ist zu Fuß innerhalb weniger Minuten vom 800 Meter entfernt gelegenen Rathaus und vom Hauptbahnhof aus zu erreichen. Sie wird die Innenstadt um 40 Prozent erweitern. „Hafenbecken, Kaimauern, Kräne und Brücken setzen wesentliche Akzente, sie sind integrale Bestandteile des städtebaulichen Konzeptes“, meint die kommunale Entwicklungsgesellschaft GHS Gesellschaft für Hafen und Standortentwicklung. Es entstehen rund zehn Kilometer öffentlich zugängliche Uferpromenaden. Ein Kreuzfahrtterminal, zwei Marinas und ein Traditionsschiffhafen sollen den maritimen Charakter des neues Stadtteils mitprägen.

Baustart der HafenCity war im Juni vorigen Jahres mit der Hamburger Geschäftsstelle und dem Schulungszentrum des Softwareherstellers SAP. Am Grasbrookhafen errichtet die Stuttgarter Häussler-Gruppe auf einem 5000 Quadratmeter großen Grundstück Büros und Schulungsräume mit insgesamt rund 13000 Quadratmeter Bruttogeschoßfläche. Das Gebäude, vom Hamburger Architekturbüro Spengler & Wischolek entworfen, soll im Dezember diesen Jahres bezugsfertig sein. Ab Anfang 2003 werden hier täglich bis zu 200 SAP-Kunden geschult.

Die Kibbelsteg-Brücken bilden für Fußgänger und Radfahrer eine neue Verbindung zwischen der Innenstadt und der HafenCity. Bei Sturmflut oder anderen Notfällen dienen sie Feuerwehr, Polizei und Sanitätsfahrzeugen als Zufahrt. Die drei Brücken führen über den Zollkanal, das Brooksfleet und die Straße Am Sandtorkai. Der Grasbrookhafen, zwischen dem Dalmannkai und dem Kaiserkai im Norden und dem Strandkai im Süden, wird zu einer Sportboot-Marina umgestaltet. 100 bis 150 Liegeplätze sind vorgesehen, ferner entsprechende Serviceeinrichtungen. Am Kopfende des Grasbrookhafens sollen Treppen hinab zum Wasser führen. Nach Ansicht der GHS ein idealer Platz für ein Café. Die Hamburger Speicherstadt als Teil der HafenCity steht unter Denkmalschutz und gilt als eines der größten Kulturwahrzeichen Norddeutschlands. Bevor Hamburg 1881 dem Deutschen Zollverein auf Druck von Bismarck beitrat, war die ganze Stadt Freihandelsgebiet und die Lagergebäude und Kontore der Kaufleute über die Hansestadt verstreut. Ein zehn Quadratkilometer großer Freihafen wurde nun deklariert und hier die Speicherstadt gebaut.

KaiCity-Kiel
Die KaiCity Kiel verbindet Arbeiten und Wohnen am Wasser. Wenige Gehminuten vom Hauptbahnhof und der Innenstadt entfernt sollen bis 2008 über tausend Arbeitsplätze und mehrere hundert Wohnungen entstehen. Bei der ehemaligen Industriebrache handelt es sich um das einstige Gelände der Howaldswerke Deutsche Werft. Rund 70 Millionen Euro Fördermittel flossen in das Expo-Projekt, angefangen von der inzwischen ausgelaufenen Zonenrandförderung bis hin zu EU-Geldern.

Für Kiel ist die KaiCity das wichtigste städtebauliche Vorhaben. Es gibt der Landeshauptstadt die Chance, in ihrem Herzen neue, attraktive Flächen zu erschließen. Über Jahrzehnte hinweg haben Hafen, Marine und Werftindustrie den Zugang zum Wasser an den meisten Stellen blockiert.

Das Areal der KaiCity Kiel liegt am äußersten Ende der Kieler Förde, es soll das Zentrum einer neuen innerstädtischen Achse zwischen West- und Ostufer werden und die bisherige Trennung der auf dem Westufer gelegenen Innenstadt und den Stadtteilen auf dem Ostufer der Förde aufheben. Das Hafenquerbecken Germania wird zu einem Anlegeplatz für Gastsegler, rund 60 Yachten können hier unterkommen. Zwischen der KaiCity und der Innenstadt verläuft die Förde, an dieser Stelle Hörn genannt. Eine Brücke für Fußgänger und Radfahrer verbindet die KaiCity mit der Innenstadt.

Städtebauliche Leitlinie für die KaiCity Kiel ist der Masterplan des dänischen Architekturbüros Staermose & Isager, das als Sieger aus einem städtebaulichen Gutachterwettbewerb hervorging. Das Konzept sieht eine hohe Ausnutzung mit einer fünfgeschossigen Bebauung vor, in Teilen können bis zu zwölf Etagen realisiert werden. Überwiegend sind Gebäudeblöcke geplant.

Nur ein Gebäude in der KaiCity Kiel erinnert an die alte industrielle Nutzung. In die Obergeschosse der Halle 400 zogen zwei Radiosender und andere Medienbetriebe ein. Im Erdgeschoß wurden einst U-Boote montiert, die 2000 Quadratmeter große Fläche beherbergte übergangsweise schon die städtischen Bühnen und wird heute beispielsweise für Modenschauen und Konzerte genutzt.

WallhalbinselLübeck?
Die 7,2 Hektar große Nördliche WallhalbinselLübeck?, ebenfalls ein ehemaliges Hafenareal liegt gegenüber der Lübecker Altstadt, einem Weltkulturerbe der Unesco. Hier können 80000 Quadratmeter Bruttogeschoßfläche entstehen. Die Stadt strebt einen Mix aus Büroflächen, kleinteiligerem Einzelhandel, Hotel, Gastronomie sowie kulturellen und Freizeiteinrichtungen an. Denkbar sei auch eine Marina.

Als erstes Projekt entstand der European Campus for Digital Media, bestehend aus der Privathochschule International School of New Media, einem Gründer- und Unternehmenszentrum und einem öffentlich zugänglichen Medienzentrum als Kernstück, das für Projektarbeiten und Kongresse genutzt werden kann. Im April bezog der European Campus 13000 Qudratmeter in den „Media Docks“. Dabei handelt es sich um eine 150 Meter lange denkmalgeschützte Lagerhalle von 1898, einen ehemaligen Getreidespeicher der Kaufmannschaft.

SonWik“ Flensburg
Aus dem ehemaligen Marinestützpunkt Mürwik in Flensburg soll ein maritimes Zentrum werden. Unter dem Projektnamen „SonWik“ (zu deutsch: Sonne und Bucht) sollen acht Bestandsgebäude überwiegend zu Wohnungen umgebaut werden. Vorgesehen sind aber auch Gastronomie und Gewerbeflächen. Ferner können direkt am Kai zwanzig Einfamilienhäuser entstehen, geplant ist zudem eine Marina mit bis zu 360 Liegeplätzen. Im nächsten Jahr sollen die ersten Bestandsgebäude umgewidmet sein.


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