Hamburg hat im nationalen Vorentscheid für die Bewerbung als Austragungsort der olympischen Spiele 2012 gegen Leipzig verloren. Neben einer medial forcierten, pauschalen und scheinbar einhelligen Zustimmung aller Hamburgerinnen hat erst in den letzten Wochen vor der Entscheidung ein Nachdenken auch über Hintergründe, mögliche Nachteile und Nebenwirkungen von olympischen Spielen begonnen. Jetzt scheint das olympische Fieber vorbei, der Hamburger Senat aber hat in seinem neuen strategischen Leitbild "Wachsende Stadt - Metropole Hamburg" die Durchführung von Großereignissen als entscheidendes Element zur Imagesteigerung, Standort-Profilierung und zur Beschleunigung städtischer Umstrukturierungs-Politik definiert. Insofern sind künftig, mit dem olympischen "Feuer und Flamme für Hamburg" als Vorlage, weitere Image-und Medien-Kampagnen zu erwarten.
Ende April ist in der Monatszeitung [analyse+kritik] ein Themenschwerpunkt zu Olympia, Imageproduktion, Stadtentwicklung und Gegenkampagnen erschienen. Darauf aufbauend soll in einer Veranstaltungsreihe in Hamburg dem Informations- und Diskussionsbedarf über eine städtische Politik, die auf Großereignisse als Antriebsmotor setzt, sowie über die Möglichkeiten interventionistischer Methoden eine Plattform gegeben werden.
Eine Veranstaltungsreihe, präsentiert von "analyse+kritik - Zeitung für linke Debatte und Praxis", mit Unterstützung der Roten Flora, von «Zusammen leben und Arbeiten e.V.» und dem «Verein für Bildung, Analyse und Kritik e.V.».
Zu den einzelnen Veranstaltungen
1. Freitag, 16. Mai 03 // Das Konzept Imagebeschmutzung. NOlympia in Berlin
Am 23. September 1993 entschied sich das Internationale Olympische Komitee (IOC) für Sydney als Austragungsort der Spiele 2000. Die Berliner Olympiabewerbung scheiterte kläglich: Berlin flog bereits im ersten Wahlgang raus. Die Gründe für die Ablehnung sind vielfältig: ein provinzielles Konzept, Pannen bei der Bewerbung, die hohe Verschuldung Berlins, der Bezug zur Nazi-Olympiade 1936 und nicht zuletzt die aktive Anti-Olympia-Bewegung in der Stadt dürften Faktoren gewesen sein, die Berlin aus dem Rennen geworfen haben.
Mitglieder des ehemaligen Anti-Olympia-Komitees Berlin (AOK Berlin) stellen die NOlympia-Kampagne Anfang der 90er vor. Sie erläutern ihre Erfahrungen mit dem Konzept der Imagebeschmutzung und bewerten ihre Kampagne - mit dem zeitlichen Abstand von zehn Jahren - in Bezug auf heutige Strategien gegen städtische Imagepolitik. Ergänzend werden dazu die legendären NOlympia-"Bewerbungsvideos" aus Amsterdam '86 und Berlin '92 gezeigt.
Freitag, 16. Mai 03, 19.30 Uhr in der Zone/ Lichtmeß, Gaußstraße 25, Hamburg-Altona
2. Die wachsende Metropole Hamburg: Amphetamine und Nebenwirkungen
Auch wenn Hamburg nicht den Zuschlag für die internationale Olympiabewerbung 2012 bekommen hat, stehen die im Zuge der Hamburger Bewerbungs-Kampagne forcierten Projekte, wie HafenCity und Messeerweiterung nach wie vor auf der städtischen Agenda.
In der zweiten Veranstaltung geht es um räumliche und soziale Auswirkungen des Leitbilds "[Metropole Hamburg - Wachsende Stadt]". Mitglieder der Künstlerinnengruppe [tetrapak] berichten über die Hafencity und ihr Projekt [ready2capture], eine kritische Auseinandersetzung mit dem "größten Stadterweiterungsprojekt Europas". Dirk Hauer (Sozialpolitische Opposition (SOPO) und a+k-Autor) wird zu den sozialen Auswirkungen der unternehmerischen Stadt referieren. Darüber hinaus ist eine Referentin zur Hamburger Stadtentwicklung und insbesondere der geplanten Messeerweiterung angefragt.
Freitag, 6. Juni 03, 19.30 Uhr in der Roten Flora, Achidi-John-Platz 1/ Schulterblatt 71, Hamburg-Schanzenviertel
3. Nach Olympia
Anläßlich der Olympischen Sommerspiele in Los Angeles 1932 wurde das erste olympische Dorf in der Geschichte der Neuzeit errichtet. In den Medien werden die Olympischen Dörfer häufig als "Dorf des Friedens und des Miteinanders" und als "Global Village" idealisiert. Demgegenüber steht der hohe Sicherheitsaufwand, der notwendig ist, um die Sportlerinnen vor Attentaten und Anschlägen zu schützen. Auch nach den Spielen gleichen Olympische Dörfer häufig "Gated Communities": Sie werden in der Regel von einer homogenen Bewohnerinnenschaft genutzt und von privaten Sicherheitsdiensten bewacht.
Die Künstlerinnen Wiebke Grösch und Frank Metzger aus Frankfurt haben im Rahmen ihres Projekts "nach olympia" olympische Dörfer nach den Spielen besucht, sie waren u.a. in Berlin, München, Sydney, Seoul und Oslo/ Lillehammer. In einem Diavortrag referieren Grösch/ Metzger, wie ehemalige olympische Dörfer heute genutzt werden.
Freitag, 1. August 03, 19.30 Uhr in der Zone/ Lichtmeß, Gaußstraße 25, Hamburg-Altona
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