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Text in Englisch: ExpansionContemplation

EXPANSIONSBETRACHTUNG:
Liebenswerte Lücken - Vergessene Orte sind unkontrollierte Orte

Im Jahre 2000 veranstaltete die Stadt Aarhus einen Ideenwettbewerb bei dem Vorschläge für die zukünftige Entwicklung und Planung des City- und Hafenareals entwickelt werden sollten. Das Künstlerduo Madsen & Möller erarbeitete eine Reihe von Methoden für den Umgang, die Diskussion und die Adaption bereits bestehender Orte in eine zukünftige Planung des Hafens von Aarhus. Ziel war es eine Anzahl von grundlegenden Fragen und Thesen aufzuwerfen, die im Verhältnis zu einer Neudefinition industrieller Häfen für eine städtische Struktur stehen. Im Folgenden dokumentieren wir einen Teil dieses Projektes.

Evolution in der Stadt; Änderung im Stadtplan. Bereiche werden umgewandelt, ihnen werden neue Funktionen zugewiesen. Orte werden aufgrund der laufenden Entwicklung der Stadt mit neuer Bedeutung versehen. Aber was steuert diese Entwicklung? Wird der öffentliche Raum von der Menschenmenge oder der Beschäftigung definiert? Wird der öffentliche Bereich nach und nach von der finanziellen Praxis inszeniert, noch vor dessen Besetzung durch kulturelle oder historische Werte? Eines ist sicher: Im Zusammenhang mit der Expansion des Hafens von Aarhus wird der öffentliche Raum neu definiert. Um eine totale Regulierung und Homogenisierung des Stadtraumes zu vermeiden, ist es notwendig die bereits vorhandenen Codes zu interpretieren, und diese in Verbindung zu den bis jetzt unbeachteten Räumen der Stadt, den leeren Orten, zu setzen.

Der Hafen von Aarhus hat - wie alle Städte - "Stigmata". Kontraste zu den glamourösen Cafés der Stadt; Lücken im Stadtplan. Nicht der erste Ort, an den Sie gehen würden, um die Stadt einem Besucher vorzuführen. Rückseiten, denen Sie normalerweise keine Art von Gebrauchswert zuschreiben. Langsamkeit und Leere markieren diese Orte. Sie stehen im Konflikt mit dem beabsichtigten und geltenden Stadtplan.

Ein Beispiel für so einen Ort: "Ein kleineres Grundstück mit Bäumen. Umkreist von Granitblöcken mit Eisenketten. In nächster Nachbarschaft befindet sich eine gepflasterte Straße, die jetzt blockiert ist. Die Straße führte früher über Bahnschienen. Durch die Lage des Areals entsteht sofort ein eigenartiger Eindruck - abgeschieden und vereinzelt - zusammengepresst zwischen den Gleisen und einer provisorischen Kies-Grube, durch weiße Markierungsblöcke aus Beton abgegrenzt. Der Bereich stellt einen Zusammenstoß dar: zwischen einem heute überholten Denkmal, der blockierten Pflastersteinstraße und einem provisorischen konstruierten Raum. Ästhetische Werte sind nicht die Hauptstützen dieser Orte, sondern eher die Tatsache, dass die Orte selbst - verglichen mit dem restlichen Stadtraum - einen Ausdruck von "Überresten" haben.

Für einen Link in einem neuen Stadtplan ist es wichtig diese Überschuss-Orte auszuwerten. Diese nicht- oder anders-kodierten Räume, ihre Langsamkeit und ihre Leere. "Die Orte", die an der Organisation der Stadt teilnehmen. Wenn Sie eintauchen und an einen Ort ohne sichtbare Funktion heranzoomen, müssen Sie die Relation dazwischen genau betrachten: Sinn gegen Nicht-Sinn grenzen den Ort (und schließlich die Funktion des Ortes) vom Zusammentreffen der Interessen ab - hier die Umgebung. Welche Art Wissen kann uns ein anscheinend leerer Ort mitteilen? Welche Stimmungen wohnen ihm schließlich inne? Wird z.B. Melancholie oder andere Atmosphären den Beobachtenden zugeschrieben? Eine nüchterne Betrachtung erzählt von einem "ruhenden" Ort; ein noch nicht in Beschlag genommener Bereich. An einem bestimmten Punkt wird der Ort vermutlich ins Stadtklima eingegliedert - das heißt entdeckt - und zwar auf einem "akzeptierteren" Niveau als jetzt. Ein vollständig anderer Wert wird dem Ort hinzugefügt werden.

"Wir leben in einem Raum, der vollständig mit Qualitäten aufgeladen ist, ein Raum, der möglicherweise auch durch Täuschungen verwüstet ist, unsere Hauptwahrnehmung, unsere Träume und die jeweiligen Räume unserer Leidenschaften besitzen ihrerseits einige Qualitäten, die - wenn irgendetwas - grundlegend determiniert sind!" - Michel Foucault

Die Orte drücken mit Ihrem "Inhalt der Abwesenheit" und aufgrund ihrer Anpassungsfähigkeit und Ziellosigkeit eine Opposition gegen eine totale Regulation der Stadt aus - der Hafen. Orte sind "Träger" des Bildes eines "Phantasieraumes". Entropie in der Architektur des Hafens. Der Charakter der Orte - wie von etwas übrig gelassenem - zeigt den Status einer Opposition der Hafen/ City gegen die vorhergehende Stadtplanung. Wie ist es möglich, diese Werte - in Bezug auf eine Erweiterung des Hafens von Aarhus - bei einer zukünftigen Erneuerung zu gebrauchen? Versucht wird, die nicht unmittelbar funktionalen Aspekte einzugliedern, - die Orte im Hafen. Diese Orte enthalten eine Art Unabhängigkeit. Wenn die gegenwärtigen Orte "durch Überraschung" gefangen werden - aufgefüllt während der Erweiterung des Hafens - werden sie neue Spalten finden. Man kann versuchen, diesen Prozess zu planen, aber es ist nicht möglich, ihn direkt zu steuern oder zu kontrollieren. Die Orte haben eine begrenzte Lebenszeit. Ihr Existenz bietet jedoch eine empirische Grundlage, auf der man aufbauen kann!

Ziel ist es, die Werte der anwesenden Orte eine physische Form finden zu lassen. Ziel ist es, die Steuerung durch die Normalität und den Standard der Stadt zu vermeiden, um "die Andersartigkeit“ metaphorisch zu übertragen; um die Andersartigkeit zu artikulieren und ein größeres Bewusstsein für die Qualitäten der Orte zu erzeugen. Ziel ist es, eine neue Art von öffentlichem Raum zu schaffen, unterschieden von den anderen Räumen in der Stadt. Um eine Opposition gegen das Allgemeine, das Gewöhnliche, das Abgetretene auszudrücken. Um die Leere zu artikulieren, indem die bereits vorhandenen Werte und der ursprüngliche Genius Loci respektiert werden.

Die Erfahrungen, die aus den Stadtplanprojekten in Aarhus gezogen wurden, zeigen in ihrer Ähnlichkeit zu anderen größeren Stadtplanungsprojekten, dass die Dispositionen, die von der Stadt - was die Realisierung neuer Pläne und Entwürfe angeht - gemacht werden, häufig auf offensichtlich unrealistischen Erwartungen basieren; dünkelhafte Versprechungen über eine erhöhte ökonomische Beschleunigung scheinen die antreibende Energie zu sein. Diese Tendenz wird z.B. in der Übertragung des allgemeinen Stadtraumes auf Privatunternehmen deutlich. Jüngst wurden öffentliche Plätze und Toiletten an Firmen verpachtet, die damit das Recht erhalten, kommerziellen Raum an diesen Plätzen zu schaffen. Durch die Tendenz, die öffentliche Sphäre derartigen ökonomischen Parametern zu unterwerfen und darin rigiden, kommerziellen und synonymen Stadträumen nachzufolgen, gibt es keine Aussichten zu irgendeiner Beschleunigung in der nahen Zukunft. Weder in Aarhus noch an irgendwelchen anderen Orten.

Madsen u. Möller Group (Lone Haugaard Madsen u. Lasse Krog Möller)
Übersetzung: Malte Willms

Für Info/ Kontakt MadsenMöller? Group: mailto:lone_haugaard_madsen@hotmail.com - mailto:lasse-krog@ofir.dk


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