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HafenCity – ein urbaner Raum?
Ein urbaner Raum?


Ein urbaner Raum?

HafenCity. Schon mal gehört? Angeblich das größte Stadtentwicklungsprojekt Europas – und das in Hamburg. Seit fast 10 Jahren planen interne Kreise der Hamburger Polit- und Wirtschaftsoligarchie die „Umwidmung“ großer Teile des Hamburger Freihafens, von der Kehrwiederspitze bis zu den Elbbrücken. Laut offizieller Lesart: Ein lebendiger, urbaner Stadtteil in einer Mischung aus Wohnen, Leben und Arbeiten. Entstehen sollte eine exklusive Yuppie & Startupenklave , so exklusiv, daß niemand davon Notiz nimmt – und seit dem die virtuelle Produktion der New Economy in ihr reales schwarzes Loch zurückstürzt absurder denn je.

Um bis zu 40% soll die innerstädtische Fläche vergrößert werden, fragt sich womit. Ursprünglich sollte der Verkauf der Grundstücke den Bau des Containerterminals in Altenwerder finanzieren. Dafür gründete die städtische [HHLA] (Hamburger Hafen- und Lager AG) eine 100% Tochter, die GHS (Gesellschaft für Hafen und Stanortentwicklung). In der Realität hat der Planungsprozeß der HafenCity bisher aber nur gekostet. Ein betriebswirtschaftliches Meisterstück: Die Verlagerung ehemals dort ansässiger Firmen und die Erschließung der Baugrundstücke ist teuer. Hochwassersicher und aufgrund des sandigen Bodens auf tief in die Erde eingelassenen Pfählen muß gebaut werden. Dafür mußten Kredite aufgenommen werden, die ihrerseits mit den noch nicht verkauften Grundstücken gedeckt sind. Diese Erschließungskosten sollen nun die Investoren übernehmen, was wiederum die Rentabilität möglicher Investitionen in Frage stellt. Kurz: Die HafenCity boomt.

Zumindest wird sich krampfhaft an diesem Eindruck geklammtert: Z.B mit dem MediaCity-Port im KaispeicherA, dem einzigen historischen Speicher der stehenbleiben soll, ergänzt durch einen „angeschrägten, transparenten Lofttower mit Medienakademie“, das erste provokante „Wahrzeichen“ der HafenCity, mit dem die Öffentlichkeit beschäftigt wurde. Die Medienakademie wird zwar noch beworben, ansonsten ist sie Makkulatur. Zur Zeit übersteigen die Kosten für die aufwendige Entkernung des Gebäudes die Investitionsbereitschaft der internationalen Projektentwickler: Die wollen lieber gleich abreißen und neu bauen. Wann damit begonnen wird, ist unbekannt.

Weil es sonst keine ökonomische Triebkraft für die Entwicklung der HafenCity gibt, wurde das olympische Dorf flugs auf das Gelände der HafenCity projektiert. Die Idee der HafenCity ist exklusiv, und das soll sie sein. Der Planungsprozeß wurde hinter verschlossenen Türen abgewickelt, wenn überhaupt wird öffentliche Mitbestimmung verbal zitiert, stattgefunden hat sie nie und soll sie nicht. Wer könnte auch partizipieren, den „lebendigen, urbanen Stadtteil“ gibt es nicht, also ist niemand unmittelbar involviert. Bei dem Verkauf von Grundstücken an meistbietende Investoren (also Stadtentwicklung unter rein ökonomischem Kalkül) kann eine weiter gefaßte, kritische Öffentlichkeit aber nur stören. Das ist gleichzeitig das Problem der HafenCity: Als reines Imageprodukt ist sie auf Popularität notwendig angewiesen. Beim diesjährig zum ersten Mal initiierten HafenCity-Fest sollte folgerichtig die Hamburger Bevölkerung Begeisterung für Olympia und die HafenCity zugleich demonstrieren. Aber die Hamburger zeigten sich ignorant, die Resonanz auf das dekretierte Volksfest war - trotz großem Werbeaufwand - verhalten.

Jüngst publiziert wurde der Entwurf des lokalen Stararchitekten Teherani, der ganz passend zum größten Stadtentwicklungsprojekt Europas das mit 288 Metern höchste Gebäude Europas - das in sich gedrehte Lighthouse - am Baakenhöft errichten möchte. Der Rahmen der ansonsten permanent international ausgelobten Architektur- und Gestaltungswettbewerbe wurde eigenständig verlassen. Der Entwurf dürfte trotzdem das Placet der autokratisch agierenden GHS gefunden haben, die jede sich autonom dem Gelände entwickelnde Dynamik unterbindet. Aktuell und unbekannt ist der Wettbewerb zur Freiflächengestaltung öffentlicher Räume in der HafenCity. Nicht irrelevant, ob der Sachlage, daß öffentlicher Raum hier aufgrund der alleinigen Verfügungsgewalt der GHS und fehlender demokratischer Kontrolle nicht vorhanden ist. Das ist es, was voraussichtlich von der dekadenten und selbstgefälligen Vision HafenCity übrig bleiben wird: Von der industriellen Vergangenheit bereinigtes Brachland.

MalteWillms


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