Dokumentation (2003-06-26)
Liebe Freundinnen und Freunde der Geschichtswerkstatt Wilhelmsburg!
Seit gestern ist es amtlich: der Hamburger Senat hat beschlossen, den Etat für die Hamburger Geschichtswerkstätten komplett zu streichen. Damit ist auch die Existenz der Geschichtswerkstatt Wilhelmsburg in Frage gestellt. Wir sind empört und verurteilen diese unglaublich kurzsichtige Handlungsweise.
Wir möchten wissen: was ist Wilhelmsburg die Geschichtswerkstatt wert? Wir laden ein zu einem Treffen am Dienstag, dem 8. Juli um 19 Uhr 30 in der HONIGFABRIK. Gefragt sind alle, die konstruktive Ideen beitragen, wie es weitergehen kann! Wir appellieren insbesondere an die Unterstützung all derjenigen, die in den vielen Jahren aktiv mit gearbeitet haben, zu unseren Veranstaltungen gekommen sind, unsere Bücher gelesen haben oder aus der „Ferne“ aber mit Interesse unsere Arbeit verfolgt haben.
Geschichtswerkstätten sind ein unverzichtbarer Bestandteil der Hamburger Kulturlandschaft. Mit geringer öffentlicher Förderung gelingt es ihnen seit über zwanzig Jahren, unter großer ehrenamtlicher Beteiligung von Zeitzeugen/innen und Fachleuten, eine wichtige Geschichtsarbeit in Kooperation mit Schulen, Kulturzentren und Künstlern/innen zu leisten. Gerade in Stadtteilen, die einem großen Wandel unterworfen sind, sind es die Stadtteilarchive und Geschichtswerkstätten, die „Spuren sichern“, Stadtteilgeschichte bewahren und die „Oral History“, die erzählte Geschichte, lebendig halten und so die Stadtteilidentität des gesamten Quartiers befördern. Vielfältige Kooperationen und - u.a. internationale - Vernetzungsprojekte verdeutlichen, dass Geschichtswerkstätten und Stadtteilarchive ihre Bedeutung und Verantwortung auch über ihre Bereichsgrenzen hinaus wahrnehmen. Die Einstellung der institutionellen Förderung dieses Bereiches gleicht einer Bankrott-Erklärung der Hansestadt Hamburg. Wenn sie es sich nicht mehr leisten kann, ihre Geschichte lebendig zu halten, dann hat sie auch keine Zukunft mehr!
Gerade wir in Wilhelmsburg haben eine Geschichte, die sich durch große Veränderungen und Umbrüche auszeichnet, und die Insulaner hatten schon immer ein waches historisches Gedächtnis. Die Geschichtswerkstatt Wilhelmsburg gehört hier hin. Wir arbeiten gern mit anderen Stadtteileinrichtungen wie dem Heimatmuseum, den Bücherhallen, Bürgerhaus und Schulen zusammen. Unsere Arbeit ist in einer ganzen Reihe von Büchern und eindrucksvollen Ausstellungen und Veranstaltungen dokumentiert. Gegenwärtig arbeiten wir an einem großen Vorhaben, das nicht nur die Geschichte, sondern auch die Gegenwart in den Blick nimmt: eine Stadtteilpartnerschaft zwischen Hamburg und New York: „Williams@Wilhelmsburg“. In diesem Sommer sind eine Reihe von Veranstaltungen (Kunstaktion, Ausstellungen) geplant als Auftakt für diesen Dialog. Im nächsten Jahr ist ein Theaterspektakel zu diesem Thema (Amerika-Auswanderung) geplant. All diese Pläne können nicht umgesetzt werden, wenn die Geschichtswerkstatt in Zukunft nicht mehr gefördert wird.
Margret Markert - mailto:markert@honigfabrik.de - Geschichtswerkstatt Wilhelmsburg in der Honigfabrik Tel. 040 - 75 88 74, Fax. 307 83 05
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