We 12 th of June:
20 h: Movies and Bar: r2c-view: >WeltamDraht?< (Part 1&2) by R. W. Fassbinder. D 1974
Based on the novel "simulacron-3" of Daniel Francis Galouye.
basic facts: http://www.fassbinderfoundation.de/02_einzel_seiten/20.html
Galouye beschreibt in seinem 1964 erschienenen Buch 'simulacron-3' (dt. Titel 'Welt am Draht'), ebenfalls eine Computer-Gehirn-Schnittstelle. Eine programmierte Totalsimulation der Welt kann mit Hilfe eines Transferhelms und eines Guckloch-RAUMes betreten werden:
"Alle meine Sinne wurden durcheinander gewirbelt - es erfolgte ein kaleidoskopartiges aufzucken von Licht, eine kreischende Lärmexplosion, ein plötzlicher Anprall unbegreiflicher Geschmacks-, Geruchs- und Tastempfindungen. dann war ich drüben - auf der anderen Seite, und einen Augenblick lang verspürte ich angst und verwirrung, als meine Begriffsprozesse sich den Wahrnehmungsfähigkeiten der Thompsons - IDE-7412 (Identitätseinheit)anpaßten." (Aus simulacron-3, S.58).
Videostill aus Welt am Draht
Die Simulation in "Welt am Draht" wird zur Verhaltens- und Verbraucherforschung eingesetzt. Sie ist realistisch programmiert, das Verhalten ihrer Bewohner (IDEs) ist übertragbar auf die reale Welt. So können neue Entwicklungen und Produkte erst in der Simulation getestet werden, bevor sie auf den Markt kommen. Der computergenerierte RAUM hat sein Eigenleben. Das Leben findet stellvertretend statt und ist nicht wie in "Neuromancer", eine weitere Dimension der ersten Welt, sondern eine Kopie. Der Roman wird an dem Punkt spannend, an dem die Frage auftritt, ob die Bewohner der simulation nicht auf die Idee kommen könnten, einen eigenen Simulator zu programmieren, bzw. fragt sich in diesem Moment der Programmierer, ob die Welt in der er lebt nicht selbst nur eine Simulation ist.
"Von besonderer Bedeutung für das Verständnis von Simulationen ist der Roman simulacron-3 von Daniel F. Galouye aus dem Jahr 1964, der eine Welt beschreibt, in der die Teilnehmer nicht physisch, sondern nur als Projektionen in der Simulationswelt des Computers vorhanden sind. Das Universum dieser Projektion besteht aus Menschen und Gegenständen, deren Kenntnis nur virtuell und nie physisch möglich ist. Galouyes Simulationswesen sind Puppen, die das ausführen, was sich der Spieler einer höheren Wirklichkeitsebene ausgedacht hat. Die Welt des Simulators besteht somit nur aus »simulelekktronischen Schatten, d.h., jegliche Materie und Bewegung ist nur ein Spiel elektronischer Ladungen«. Im Bezugssystem des Simulators ist jede Bewegung illusorisch; zwar glauben die subjektiven Einheiten in einer körperlichen Umwelt zu agieren, in Wirklichkeit kommen sie jedoch nicht vom Fleck.[...]" (Aus einer [Buchkritik] über simulacron-3.
Videostill aus Welt am Draht
Nach dem Roman simulacron-3 drehte Rainer Werner Fassbinder 1973 den zweiteiligen Science-fiction-Fernsehfilm "Welt am Draht". In den 90er Jahren kam die Geschichte mit dem titel "The 13th floor" ins Kino.
"1974 eilte Rainer Werner Faßbinder mit dem Fernsehspiel WeltamDraht? seiner Zeit um einige Jahre voraus. Mit der Vorstellung, daß wir als ahnungslose Avatare der fortgeschrittenen Art in einer Welt herumlaufen, die nur in den Schaltkreises eines Elektronengehirns existiert, irritierte der Film ein Publikum, das Computer nur als kühlschrankgroße Rechenmaschinen mit unverständlichem Lochstreifen-Output kannte."
Aus dem Artikel [Matrix - Die Wirklichkeit ist eine Simulation].
"In WeltamDraht? entwickelt Fassbinder die Utopie einer Gesellschaft, die einen Computer baut, der in der Lage ist, eine ganze Gesellschaft, der Realen gleich, zu simulieren. Tausende von Computermenschen bevölkern einen virtuellen Raum, der der unseren Welt gleicht, und werden von den Wissenschaftlern über Monitore in ihrem Verhalten überwacht. So kann der Verlauf gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Entwicklungen zwanzig Jahre im Voraus bestimmt werden. Mittels einer Apparatur kann auch direkt in den simulierten Raum eingetaucht werden. Im Laufe des zweiteiligen Filmes entdeckt der Protagonist, daß er selbst, seine wissenschaftlichen Mitarbeiter, und die ganze ihn umgebende Welt ebenfalls nur elektronische Simulationen in einer künstlichen und ständig überwachten Umgebung sind, die von einer höheren Ebene aus gesteuert werden.[...]"
Aus der Filmkritik [Matrix für Fortgeschrittene] über WeltamDraht?.
"Ängste und Hoffnungen kreuzen sich vor allem in der Vorstellung vom Leben in einer komplett computergenerierten Welt. Bereits Rainer Werner Fassbinder hatte dieses Thema in den 70ern mit seinem Film Welt am Draht behandelt. Matrix steht hier bereits an einem anderen Punkt, da die Möglichkeiten virtueller Welten immer näher und greifbarer erscheinen. Was vor zehn Jahren noch literarisch war, wird heute wissenschaftlich ernstgenommen."
Aus der Filmkritik [Wirklichkeit und Welterlösung] zum Film Matrix.
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