[Home]CityCrimeControl/ImageAlsStandortvorteilText

Start | Tetrapak Wiki | CityCrimeControl | RecentChanges | Preferences

Difference (from revision 3 to current revision) (minor diff, author diff)

Added: 6a7
bildmaterial zum artikel: /ImageAlsStandortvorteilBilder

Changed: 8c9,10

einleitung





"per achterbahn durch die galaxis"




Removed: 10,13d11
intro 1
city.crime.control (c3) ist eine projektgruppe, die sich 1998 in bremen zusammengefunden hat.
zunächst nur für die durchführung einer veranstaltungswoche gedacht (1999, die kontrolle der räume - subculture vs. boredom city), blieb c3 in wechselnder konstellation als gruppe aktiv und hat sich seitdem regelmäßig an verschiedenen projekten beteiligt, projekte initiiert und
publiziert. themen, mit denen sich c3 beschäftigt (hat) sind: stadt(entwicklung), öffentlicher raum (und dessen umwidmung), kontroll- und sicherheitspolitik, kritisiert aus der perspektive selbstorganisierter und subkultureller zusammenhänge.

Changed: 15,18c13
intro 2
der beitrag von c3 wird, mal mehr, mal weniger stark, um den begriff »image« kreisen. wir werden am beispiel der hansestadt bremen versatzstücke vorstellen, die ? so jedenfalls hoffen die
"entscheidungsträgerInnen" ? das positive bild der stadt in der öffentlichen wahrnehmung befördern sollen. bremen: eine stadt mit gut 600 000 einwohnerInnen, kleinstes bundesland, chronisch überschuldet, mit einem hafen, der wirtschaftlich kaum noch nennenswerte bedeutung hat,
firmensitz von international sehr erfolgreichen unternehmen, wie beck's, kraft jacobs suchard, daimlerchrysler-aerospace u.a. mit »image« meine ich nicht irgend ein bild, das man im kopf hat, wenn der begriff "bremen" fällt. mit »image« meine ich in diesem zusammenhang die bewußte nutzung von vorstellungsbildern / subjektiven erwartungen durch die stadt mit dem ziel ihrer eigenen vermarktung. der begriff »image« wird meist verwendet (auch im titel dieser veranstaltung), um eine stadt als »standort« zu beschreiben. bilder (images) und symbole, aber auch konkrete städtebauliche voraussetzungen werden geschaffen, um die stadt zu einem »standort« zu machen, wobei immer gemeint ist: zu einem sitz für finanzstarke unternehmen und konzerne. die professionelle produktion von symbolen sind teil der kommerziellen selbstvermarktung von geeigneten teilen der städte (unternehmerische stadt), um sich im weltweiten wettbewerb der städte um finanzielle ressourcen, mobile konsumentInnen und öffentliche aufmerksamkeit zu positionieren und profilieren.
städte sind zunehmend darauf fixiert, den eigenen standort im globalen wettbewerb konkurrenzfähig zu halten bzw. zu machen. erfolgsparameter sind die bettenbelegung der einheimischen hotelerie, die besucherInnenzahlen von museen, theatern, konzerten und großereignissen (letztere werden oftmals erst geschaffen, um die zahlen zu potenzieren) sowie die summe von investitionen. die neuausrichtung der städte funktioniert nicht zuletzt über die produktion von bildern, die konkurrenzfähigkeit signalisieren und erfolg inszenieren sollen.

Added: 19a15,16
in unserem workshop-beitrag zu "image als standortvorteil" ende mai haben wir hintergründe und auswirkungen städtischer imagepolitik anhand von beispielen aus bremen vorgestellt. in diesem text konzentrieren wir uns auf den space park, "erstes integriertes shopping- und entertainment-center
deutschlands" (werbetext) und immer noch ein dankbares beispiel, um die fassade hinter den bildern zu illustrieren.

Changed: 21c18

hintergrund: sanierung



die stadt als (marodes) unternehmen




Changed: 23c20
Der Hintergrund des ganzen ist folgender:
die bremer politik steht seit zehn jahren im zeichen der sanierung. das ziel ist ein verfassungskonformer haushalt (konsumtive ausgaben müssen geringer sein als die einnahmen) bis möglichst bald (ursprünglich bis 2005, aber damit rechnet kaum jemand mehr). die parole, unter der die derzeit regierende "große koalition" vorgeht, lautet: investieren und sparen. sogenannte investive mittel werden dabei von konsumtiven mitteln getrennt. erstere stehen nur unter dem vorbehalt zur verfügung, daß sie auch wirklich investiert werden. letztere, die eigentlichen haushaltsmittel, sollen weitmöglichst reduziert werden. parallel zu den kürzungen wird die städtische verwaltung gestrafft und nach unternehmerischen kriterien ausgerichtet. der begriff "sanierung" verweist bereits auf prinzipien der unternehmensführung. seit der wiederwahl im juni hat die koalition den sanierungskurs weiter verschärft: einzelne haushaltsposten werden jetzt ganz gestrichen, was das aus für wichtige institutionen wie das frauengesundheitszentrum und die aids-hilfe bedeutet. (sogar die investitionen sollen nach der nun abzusehenden space-park-pleite etwas vorsichtiger gehandhabt werden.)

Changed: 25c22,23
Bremen ist pleite.
um investoren zu interessieren, aber auch um sich in der globalen städtekonkurrenz bemerkbar zu machen (also selber zum "global player" zu werden), konzentrieren sich die städte auf überregional vermarktbare großprojekte.
das "thema" eines großprojektes muß nichts mit der stadt zu tun haben, im gegenteil: je weniger, desto besser, denn umso weniger interessen werden ausgeschlossen. die soziologen häussermann und siebel prägten für diese entwicklung den begriff "festivalisierung der stadtpolitik".

Changed: 27c25
Die Bremer Politik steht bereits seit zehn Jahren im Zeichen der Sanierung. Das Ziel ist ein verfassungskonformer haushalt (konsumtive ausgaben sollen unter den konsumtiven einnahmen liegen) bis möglichst bald (also, eigentlich bis 2005, aber damit rechnet kaum jemand mehr).
die betreuung von großprojekten wird üblicherweise firmen überlassen, die vorgeblich unabhängiger und effizienter, vor allem aber undurchsichtiger handeln. ein gutes beispiel sind die betreibergesellschaften des space park. die stadt bremen wurde bei diesem projekt als gleichrangiger "public partner" präsentiert. jedoch ist die partnerschaft zwangsläufig ungleich: zum einen kann bremen keinem investor finanziell das wasser reichen (darum geht es ja bei der sanierung). zum anderen sind unternehmen immer in der besseren verhandlungsposition, denn sie können sich jederzeit aus einem projekt (und der stadt) zurückziehen. die sanierungsrhetorik kreist fast ausschließlich darum, wer wieviel investiert. nie öffentlich diskutiert wurden die eingegangenen verbindlichkeiten. das risiko bei public-private-partnerships trägt immer der public partner. der private partner diktiert die bedingungen. wechselnde investorenwünsche sind auch ein grund, weshalb das space-park-konzept sich von einer halbwegs kongruenten themenparkidee zu einem kaum noch vermittelbaren (und vermietbaren) investitionsmonstrum aus entertainment und shopping entwickelt hat.

Changed: 29c27
die parole, unter der die derzeit regierende "große koalition" vorgeht, lautet: investieren und sparen. sogenannte "investive mittel" werden dabei von konsumtiven mitteln getrennt.
nicht nur finanzpolitisch, auch geographisch ist der space park ein kind der bremer wirtschaftskrise: er wurde auf dem ehemaligen gelände der ag weser errichtet, einer großwerft, die 1983 abgewickelt wurde. seither lag das gelände weitgehend brach. die idee der freizeit- und unterhaltungsanlage »raumfahrtpark bremen« stammt ursprünglich von einem mitarbeiter der ortsansässigen daimler-chrysler-aerospace. der stadt bot sich hier die chance, das industrie-schmuddel-image abzustreifen und durch etwas moderneres zu ersetzen. ungewöhnlich schnell wurde das projekt 1995 unter der damaligen ampel-koalition durchgewunken. das 23 ha große gelände (von der hansestadt für 82 mio. dm dekontaminiert) wurde für dm 1,- an die space-park-projektgesellschaft verkauft. seitdem verstrickt bremen sich finanziell mehr und mehr in das abenteuer raumfahrt.

Changed: 31,32c29
konsumtive mittel gibt es eigentlich nicht, deshalb soll beim haushalt an jeder ecke gespart werden. das führt zu der wenig einsichtigen schräglage, daß der kulturetat ständig gekürzt wird und auf der anderen seite z.B. für ein musical, das sich bereits als pleite erwiesen
hat, noch mal 8 millionen euro für werbung nachgeschoben werden, bevor es dann ein paar monate später endgültig dicht macht.

"blick in die zukunft"




Changed: 34,35c31
in der neuen wahlperiode seit Juni des Jahres hat die koalition den sanierungskurs noch weiter verschärft: nicht nur soll jedes einzelne senatsressort ans eingemachte gehen, was etwa das aus für institutionen wie das frauengesundheitszentrum und die aids-hilfe bedeutet. sogar die
investitionen sollen nach der abzusehenden space-park-pleite etwas vorsichtiger gehandhabt werden.
die bauzeit auf der "größten baustelle des nordens" - einer der superlative der werbekampagne - wurde begleitet von einer ausstellung, um die besucherInnen auf die groß- und einzigartigkeit des zukünftigen space park einzustimmen.

Changed: 37,38c33
investiert wird in gewinnversprechende projekte, dafür gibt es dann auch kredite und ggf. zuschüüsse. die konzentration auf großereignisse ist eine übliche investitions-politik, die unter dem begriff "festivalisierung der politik" (häussermann/siebel) beschrieben wurde.
großprojekte sollen vor allem nach außen wirken, auf investoren und touristen. (investitionen in bestehendes haben einfach nicht diese außenwirkung, vor allem auf die investoren.)
untergebracht im ehemaligen betriebsrats- und einzigen verbliebenen gebäude der ag weser, verbindet die ausstellung ungewollt vergangenheit und zukunft des grundstückes. inszeniert wird jedoch die zukunft: die space-blauen ausstellungstafeln beschränken sich auf ein paar wenige zahlen, die die größe des projektes dokumentieren sollen. in der hauptsache verkünden sie stargate-like "das tor zu einer neuen erlebniswelt" und "shopping in einer neuen dimension" oder einfach "die zukunft ist hier".

Changed: 40,41c35
die betreuung von großprojekten wird üblicherweise gesellschaften überlassen, die relativ unabhängig von der stadt handeln können (vorteil: effizienter, nachteil: undurchsichtiger.) beispiele wären die space park development, die bremer investitions-gesellschaft (b.i.g.) oder
die bremer marketing-Gesellschaft (bmg).
großzügig und detailliert gearbeitete und mit licht in szene gesetzte modelle erlauben einen weiteren blick in die zukunft: eingerichtete ladenflächen mit beleuchteten fiktiven ladenschildern sowie unzählige, durch die shopping mall flanierende miniatur-menschen suggerieren ein belebtes, gut frequentiertes erlebnis- und einkaufszentrum und nehmen die erfolgsgeschichte in den modellen vorweg.

Changed: 43,45c37
großprojekte sollen das image der stadt fördern. irgendein image, denn es liegt in der natur der sache, daß es nicht um die stadt selber geht; überregionale investoren investieren in konzepte, die ihnen (also in ihren begriffen, die nicht an der jeweiligen stadt orientiert sind) erfolg
versprechen. sie verzerren also das gesamtbild, das dann in imagebroschüren versucht wird zusammenzufassen (etwa in dem marketingspruch "bremen neu erleben"). gerade wenn es keine gemeinsamen interessen aller bewohnerinnen einer stadt zu geben scheint, läßt sich
über ein projekt, das den lebensbedingungen von niemandem entspricht, künstliche identität und gemeinsinn inszenieren/produzieren. (stichwort "eigendoping") übrigens, je vager, desto besser.
das besondere bonbon der ausstellung ist ein vierzehnminütiger werbeclip. der eigens zur präsentation des videos eingerichtete kinosaal ist teil der informationspolitik: außerhalb des kinos darf der film nicht gezeigt werden.

Changed: 47c39
die festivalisierung hat damit direkten einfluß auf die stadtpolitik. und indirekt, denn auch die verwaltung wird, wegen effizienz und mangels geld, immer mehr einem unternehmen angepaßt. Der Begriff "sanierung" hat ja bereits etwas von unternehmensführung.
theatralisch eingestimmt wird mit der musik aus kubricks "2001": das space center, der themen- und entertainment-bereich und somit herzstück des space park, gleitet raumschiff-gleich durch das all, nähert sich der erde und fügt sich passgenau ins hellerleuchtete space-park-areal.

Added: 48a41
visionäre, wenn auch hausbackene animationen verheißen die zu erwartenden erlebnisse im entertainment-bereich, die sich trotz wohlklingender namen wie "moonbase one" als die zu genüge bekannten versatzstücke der event-industrie darstellen: multiplexkino, achterbahn und unterhaltungselektronik.

Changed: 50c43

großprojekt // space park (film)



vervollständigt wird das bild durch glückliche konsumentInnen, strahlende verkäuferInnen und staunende kinder. neben der so demonstrierten wirtschaftlichen erfolgsgeschichte des space park umwerben die bilder die familie als zahlungskräftiges und konsumfreudiges künftiges klientel. die auffällig häufig eingesetzten kindergesichter wecken ein bedürfnis nach unterhaltung und sorglosigkeit, dessen erfüllung der space park verspricht. kinder als zukünftige generation bedienen ein positives, zukunftsgewandtes bild des einkaufs- und unterhaltungsriesen. selbst als es vom space park noch nicht mehr als aufgeschüttete sandhaufen zu sehen gab, schwebten bereits kinder in raumanzügen auf dem bauzaun. trotz euphemistischer bilderflut eventuell aufkommender kritik oder skepsis werden kinder als ein bild für unschuld entgegengesetzt: so böse kann der space park gar nicht sein.

Changed: 52c45
ausstellung
das vorgeführte familienfreundliche bild wird hergestellt durch bilder aus ähnlich funktionierenden shopping- und entertainment-centern aus übersee und vom centrO oberhausen. durch den rückgriff auf andere zentren überführt sich die propagierte einzigartigkeit als austauschbar und damit beliebig. das am ende des films dargestellte potentielle einzugsgebiet, kontrastiert durch bilder der straßenbahn, die touristisch idyllisch-provinziell am rathaus vorbeischleicht, gerät vor diesem hintergrund zur farce.

Changed: 54c47
begleitet wird der bau des space park von einer ausstellung, in der sich anwohnerinnen, bürgerinnen der stadt bremen und anderweitig interessierte über das projekt informieren können sollen.
am ausgang können sich ausstellungsbesucherInnen die motive und parolen der schautafeln im postkarten- und flyer-format mit nach hause nehmen. praktischerweise gibt es dazu eine papiertüte mit dem space park-emblem - ebenjene tüte, mit der kurz zuvor im film glückliche besucherInnen den space park verlassen haben

Changed: 56c49
(anm. chr: hier fehlt jetzt der teil übers lichthaus)

standortvorteil größenwahn oder "durst ist alles - image ist nichts"




Changed: 58,59c51
neben modellen, schautafeln und dem gängigen werbematerial in form von flyern und kleinen broschüren sowie papiertüten mit dem space park-emblem - dazu später - gibt es auch einen kleinen kinosaal, in dem ein viertelstündiger werbeclip für den space park gezeigt wird, der
bestens illustriert ...
der space park präsentiert sich als in sich geschlossene, gut funktionierende unterhaltungsmaschine, die - losgelöst vom alltag - event + entertainment verheißt. die unterhaltungsindustrie agiert mit immergleichen modulen, shopping und entertainment haben sich sozusagen "globalisiert". das berühmte argument des standortvorteils, der vorgeblich in der "einmaligkeit" des space park liegt, verschleiert, daß gerade der weltweite wettbewerb der städte diese tendenziell egalisiert. oder anders gesagt: nur wo es keine einzigartigkeit der städte mehr gibt, können sie in konkurrenz miteinander treten. insofern stellt sich der space park als ein ufo oder alien dar, das auf jeder x-beliebigen innerstädtischen brache hätte landen können. die versprechen prosperierender effekte auf die wirtschaft und die lebensqualität im quartier sind keine ortsspezifischen. das vakuum, das durch den verlust kommunaler, symbolischer bedeutungsebenenen - hier: die über ein jahrhundert identitätsstiftende bindung zwischen dem stadtteil gröpelingen und der ag weser - entsteht, wird kompensiert durch neue images, die in broschüren und kampagnen formuliert und verbreitet werden müssen ("bremen neu erleben" erweist sich in diesem sinn als ein überaus passender marketingspruch).

Changed: 61,62c53
letztes jahr haben wir uns bemüht, den film für eine öffentliche veranstaltung auszuleihen. (filmabend im rahmen von ready2capture, einem projekt der hamburger gruppe tetrapak zur hafencity in hamburg). dieses anliegen wurde pauschal abgelehnt, ohne das wir von unserer seite auf den
umstand einer kritischen sichtweise auf das projekt space park hingewiesen haben - mit dem hinweis, das der film selbst als unterrichtsmaterial für schulklassen nicht zur verfügung steht und ausschließlich in der ausstellung zu sehen ist.
das projekt space park wurde von anfang an von einer gewaltigen imagekampagne begleitet, die einwänden oder gar alternativvorschlägen zur nutzung des areals keinen raum ließ. eine informationssperre der öffentlichkeit gegenüber immunisierte das projekt erst recht gegen kritik. mittlerweile sind erste kritische töne zu hören, nicht nur aus dem linksliberalen lager. sogar die politik meint, schlauer geworden zu sein - jedoch richtet sich die kritik kaum gegen die undurchsichtigkeit der space-park-entwicklung oder gegen die einseitige ausrichtung der sanierungspolitik, sondern vor allem darauf, daß der space park ein (jetzt) abzusehender flop ist.

Changed: 64c55
also sind wir hingefahren, um den film abzufilmen.
zur zeit ist unklar, wann und in welcher form der space park eröffnet. die shopping-mall, das wirtschaftliche fundament für den entertainment-part, erweist sich als unvermietbar. damit steht das gesamte projekt in frage. um den raum doch noch zu füllen, wird verzweifelt nach konzepten gesucht, wie etwa einen autohandel dort aufzuziehen. diese situation ist eine logische konsequenz der allzu starken ausrichtung auf ein großprojekt als allheilmittel. die stadt hat sich dem projekt ausgeliefert. jetzt sieht es so aus, als bliebe sie drauf sitzen.

Removed: 66d56
wir können ihn leider nicht vollständig zeigen, da wir gleich zu beginn dabei erwischt wurden. dafür dokumentiert er aber zusätzlich die informationspolitik zum space park

Changed: 69c59
analyse: film (stichworte)
thomas böker, christian vähling (city.crime.control)

Changed: 71,72c61
1. sci fi-elemente. unterstreichen zusätzlich die zukunftsweisende bedeutung des projektes
space park-vermarktung als 1. integriertes uec verweist in diesem sinn bereits auf nachfolgende
city.crime.control (c3), projektgruppe aus bremen/hamburg, seit 1998 auseinandersetzung mit stadt(entwicklung), öffentlicher raum (und dessen umwidmung) und kontroll- und sicherheitspolitik, kritisiert aus der perspektive selbstorganisierter und subkultureller zusammenhänge. projekte, aktionen, texte unter http://citycrimecontrol.net, c3@citycrimecontrol.net

Changed: 74,75c63
2. versatzstücke aus uec's aus amiland und centro oberhausen:
gezeigt werden glücklich konsumierende menschen auffällig der einsatz von kinderbildern: strahlende, staunende kindergesichter -> was transportieren diese bilder?
c3 sind: thomas böker, holger börgatz, ulf treger, christian vähling, sandy volz

Changed: 77c65
a. kinder als zukünftige generation: bild für zukunftsfähigkeit des projektes (s. auch bauzaun: "blick in die zukunft", kinder in astronautenanzügen)
die space park ausstellung ist inzwischen geschlossen. infos zur spaßruine: www.space-park-bremen.de, www.gak-bremen.de/space.htm

Removed: 79d66
b. freude, spaß + staunen = unterhaltung für groß und klein, für die ganze familie, ergo familienfreundlichkeit, aber auch natürlichkeit, authentizität, letztlich auch naivität: weckt das bedürfnis nach unterhaltung u. entertainment: "freuen wie ein kind", abschalten, sorgenlos

Changed: 81,82c68
c. kinder als bild für unschuld: so böse kann das projekt gar nicht sein ...
kinderthesen viell. etwas gewagt u. spekulativ, aber bilder rühren durch ihre projektionsfläche diese diffusen assoziationen an...


Removed: 84d69
3. weltläufigkeit durch aufzeigen der überregionalen anbindung (bahn, auto, flughafen), innerstädtische anb. durch straßenbahn, garniert mit touristisch tauglichen bildern aus bremen

Removed: 86,132d70
ausstellung:
ästhetik, mit der die groß- und einzigartigkeit im film präsdentiert werden soll, findet sich in der ausstellung auch auf den schautafeln wieder: gleiche symbole, slogans, werbetexte
modelle: größe und einzigartigkeit wird suggeriert durch detaillierte modelle
beleuchtet und einsehbar aus versch. perspektiven ladenflächen sind nicht nur angedeutet, sondern mit ladenschildern versehen, miniatur-menschen flanieren durch die shopping mall u. auf der
weserpromenade, wodurch suggeriert wird, das der space park belebt sein wird. die erfolgsgeschichte wird so in den modellen bereits vorweg genommen ähnliche ästhetik auf der website -> beispiele!

beurteilung der präsentation space park in ausstellung + website

die präsentation des space park verheißt event + entertainment, um den alltag "draußen" zu vergessen, letzlich eine in sich geschlossene gut funktionierende unterhaltungsmaschinerie
konsumieren, um "glücklich" zu sein ein ufo/ alien auch insofern, da es keine explizit lokale anbindung gibt (kommunale + symbolische bedeutung des ortes für den stadtteil wie auch
den stadtstaat bremen) -> der space park hätte auf jeder x-beliebigen innerstädtischen brache oder auch der grünen wiese "landen" können allerdings läßt sich hier die frage stellen, ob ein industrie- und werftenpark ag weser soviel adäquater wäre oder nur eine ähnliche
unterhaltungsmaschine, mit dem unterschied, das sie mit dem nostalgie-effekt kokettiert oder im gewand des edutainment daher kommt (s. universum)

auswirkungen auf die kommune, hier insbesondere den angrenzenden stadtteil gröpelingen, (wirtschaft, verkehrsaufkommen, lebensqualität im quartier) werden nicht thematisiert, geboten wird eine diesbzgl.

inhaltslose projektionsfläche, in die prosperierende effekte auf die wirtschaft und die lebensqualität im quartier bequem interpretiert werden können.

presse

strategien der imageproduktion

wir haben die einen visuellen endruck der bilder bekommen, die der (aus-gewählten) öffentlichkeit geboten werden. was haben diese bilder mit dem konkreten städtebaulichen projekt zu tun, bzw. was wird damit gesagt und auch nicht gesagt? die zahlen und daten des projektes spare ich mir, sie können auch der homepage der space-park ag oder in einem unserer artikel (bsw. »bignes?«) entnommen werden. wichtig zu erwähnen ist vielleicht, dass es sich bei dem space-park um das
größte uec norddeutschlands handelt. es wurde auf dem ehemaligen geländer der ag weser errichtet, einer werft, die in den 70er jahren ihre beste zeit hatte (bau von großtankern) und 1983 ab-gewickelt wurde.

seither lag das gelände, von ausnahmen abgesehen, brach. die idee der freizeit- und unterhaltungsanlage »raumfahrtpark bermen« (später: »space park« / international!) stammt ursprünglich von einem mit-arbeiter der daimler-chrysler-aerospace (wilke). schon ab 1993
entwickelt die idee eine unglaubliche durchschlagskraft. ungewöhnlich schnell wir das projekt durchgewunken (1995 beschlossen unter der ampel) und bremen verstrickte sich finanziell mehr und mehr in dieses abenteuer raumfahrt. das 23 ha große gelände (von der hansestadt für 82 mio. dm
dekontaminiert) wird für dm 1,- an die space-park-projektgesellschaft verkauft.

von anfang an wurde das projekt begleitet von einer gewaltigen imagekampagne, hinter der die eigentlichen fakten, entscheidungen und entwicklungen unsichtbar blieben (faktischer informationsstop über die ausführung des projektes). der penetrant verbreitete zwangsoptimismus
verstopfte alle kanä-le der medien. mittlerweile (nach ausstieg der betreibergesellschaft köllmann und unzähligen personalwechseln) erste kritische töne zu hören, nicht nur aus dem linksliberalen lager, sondern auch in der bürgerlichen presse (wk:space park: erst der spaß, dann die pleite? // ein traum wird zum alb-traum). sogar die politik meint schlauer geworden zu sein (wirtschaftssenator hattig steht dem space park skeptisch gegenüber?).

aktueller stand: die bauruine steht leer, es ist unklar, wann der space park eröffnet. eigentlich ist sogar unklar, was überhaupt draus wird. denn: die shopping-mall sollte das wirtschaftliche fundament für den entertainment part bieten. doch die mall wird es wahrscheinlich nicht geben
(kein interesse bei den unternehmen). damit steht das gesamte projekt in frage, der der en-tertainment bereich allein sich finanziell nicht tragen wird.

ich werde nun fünf elemente der imagekampagne »space park« nennen und sie mit der dahinter verborgenen realität in verbindung bringen:

1. raumfahrt ist ein wesentlicher bestandteil des neuen images der stadt, die weg will vom industrie-schmuddel-image. aber es geht beim space-park natürlich nicht darum, die raumfahrt-technologie zu fördern. es geht um eine orientierung hin zur spaß-, enter-tainment und tourismusindustrie. insofern ist das symbol »space« auch aus-tauschbar und kein argument.

2. der berühmte standortvorteil liegt vorgeblich in der "einmaligkeit" des space park. verschleiert wird durch diese argumentation, dass gerade der weltweite wettbewerb der städte diese tendenziell egalisiert. überregionale investoren investieren in konzepte, die ihnen (in ihren begriffen, die nicht an der jeweiligen stadt orientiert sind) erfolg versprechen. sie verzerren also das gesamtbild, das dann in imagebroschüren neu formuliert wird (etwa in dem marketingspruch "bremen neu erleben"). anders gesagt: nur wo es keine einzigartigkeit der städte mehr gibt, können sie in konkurrenz miteinander treten.

3. die bild- und symbolproduktion der space-park-development gmbh ist mit solcher massivität aufgetreten, dass alternative ideen überlagert wurden. einwände gegen das projekt konnten nicht aufgenommen werden, bzw. wur-den trivialisiert (bspw. zugang der anwohnerInnen zum wasser). die dynamik der imageprodunktion erübrigte schließlich jede weitere auseinandersetzung mit der frage: wie könnte die vorhandene brachfläche im hafengebiet städtebaulich sinnvoll entwickelt werden?

4.die rhetorik, die in der öffentlichkeit bemüht wurde, kreiste fast aus-schließlich das thema "investition" (wahlweise: in die zukunft, für die kinder etc.). wer wieviel investiert hat, ist bis heute der gradmesser für das engagement (für die zukunft). nie öffentlich diskutiert wurden die tatsächlichen verantwortlichkeiten, die eingegangenen verbindlichkeiten, wer z. b. beim scheitern des projektes mit bürgschaften einspringen muss. vieles deutet darauf hin, dass die profite privatisiert, die verluste demokratisiert werden (wie es so schön heisst).

5. die stadt bremen wurde bei diesem projekt als gleichrangiger "partner" präsentiert (public-private-partnership). dies suggeriert, dass die stadt nicht anderes sein, als eine besondere form von unternehmen. stadtentwicklung wurden dabei gleichgesetzt mit stadtmarketing. jedoch ist die partnerschaft zwangsläüufig ungleich: zum einen kann bremen keinem investor finanziell das wasser reichen (darum geht es ja bei der sanierung). zum anderen sind die unternehmen immer in der besseren verhandlungsposition, denn sie können sich jederzeit aus einem projekt zurückziehen und woanders investieren. eine stadt kann das nicht. wechselnde investorenwünsche sind auch ein grund, weshalb das space-park-konzept sich von einer halbwegs kongruenten themenparkidee zu einem kaum noch vermittelbaren (und vermietbaren) investitionsmonstrum entwickelt hat. am ende ist es schließlich die stadt, die auf der bauruine sitzenbleibt und irgendwie versucht, noch irgendwas draus zu machen

aktueller stand: die bauruine steht leer, es ist unklar, wann der space park eröffnet. eigentlich ist sogar unklar, was überhaupt draus wird. denn: die shopping-mall sollte das wirtschaftliche fundament für den entertainment part bieten. doch die mall wird es wahrscheinlich nicht geben (kein interesse bei den unternehmen). damit steht das gesamte projekt in frage, da der entertainment bereich allein sich finanziell nicht tragen wird. um den raum doch noch zu füllen, wird verzweifelt nach konzepten gesucht, wie etwa einen autohandel dort aufzuziehen. diese desolate situation ist keine folge besonderer umstände, sondern eine logische konsequenz einer allzu starken ausrichtung auf ein projekt als wirtschaftliches allheilmittel. die stadt hat sich dem projekt ausgeliefert, aus der vorstellung heraus, in der städtekonkurrenz nicht anders bestehen zu kömnnen.

c3 ... imageproduktion stadt .... artikel

artikel für dresden postplatz reader 3, vorlage

( von CityCrimeControl, ein remix von /ImageAlsStandortvorteil )

bildmaterial zum artikel: /ImageAlsStandortvorteilBilder


"per achterbahn durch die galaxis"

städte sind zunehmend darauf fixiert, den eigenen standort im globalen wettbewerb konkurrenzfähig zu halten bzw. zu machen. erfolgsparameter sind die bettenbelegung der einheimischen hotelerie, die besucherInnenzahlen von museen, theatern, konzerten und großereignissen (letztere werden oftmals erst geschaffen, um die zahlen zu potenzieren) sowie die summe von investitionen. die neuausrichtung der städte funktioniert nicht zuletzt über die produktion von bildern, die konkurrenzfähigkeit signalisieren und erfolg inszenieren sollen.

in unserem workshop-beitrag zu "image als standortvorteil" ende mai haben wir hintergründe und auswirkungen städtischer imagepolitik anhand von beispielen aus bremen vorgestellt. in diesem text konzentrieren wir uns auf den space park, "erstes integriertes shopping- und entertainment-center deutschlands" (werbetext) und immer noch ein dankbares beispiel, um die fassade hinter den bildern zu illustrieren.

die stadt als (marodes) unternehmen

die bremer politik steht seit zehn jahren im zeichen der sanierung. das ziel ist ein verfassungskonformer haushalt (konsumtive ausgaben müssen geringer sein als die einnahmen) bis möglichst bald (ursprünglich bis 2005, aber damit rechnet kaum jemand mehr). die parole, unter der die derzeit regierende "große koalition" vorgeht, lautet: investieren und sparen. sogenannte investive mittel werden dabei von konsumtiven mitteln getrennt. erstere stehen nur unter dem vorbehalt zur verfügung, daß sie auch wirklich investiert werden. letztere, die eigentlichen haushaltsmittel, sollen weitmöglichst reduziert werden. parallel zu den kürzungen wird die städtische verwaltung gestrafft und nach unternehmerischen kriterien ausgerichtet. der begriff "sanierung" verweist bereits auf prinzipien der unternehmensführung. seit der wiederwahl im juni hat die koalition den sanierungskurs weiter verschärft: einzelne haushaltsposten werden jetzt ganz gestrichen, was das aus für wichtige institutionen wie das frauengesundheitszentrum und die aids-hilfe bedeutet. (sogar die investitionen sollen nach der nun abzusehenden space-park-pleite etwas vorsichtiger gehandhabt werden.)

um investoren zu interessieren, aber auch um sich in der globalen städtekonkurrenz bemerkbar zu machen (also selber zum "global player" zu werden), konzentrieren sich die städte auf überregional vermarktbare großprojekte. das "thema" eines großprojektes muß nichts mit der stadt zu tun haben, im gegenteil: je weniger, desto besser, denn umso weniger interessen werden ausgeschlossen. die soziologen häussermann und siebel prägten für diese entwicklung den begriff "festivalisierung der stadtpolitik".

die betreuung von großprojekten wird üblicherweise firmen überlassen, die vorgeblich unabhängiger und effizienter, vor allem aber undurchsichtiger handeln. ein gutes beispiel sind die betreibergesellschaften des space park. die stadt bremen wurde bei diesem projekt als gleichrangiger "public partner" präsentiert. jedoch ist die partnerschaft zwangsläufig ungleich: zum einen kann bremen keinem investor finanziell das wasser reichen (darum geht es ja bei der sanierung). zum anderen sind unternehmen immer in der besseren verhandlungsposition, denn sie können sich jederzeit aus einem projekt (und der stadt) zurückziehen. die sanierungsrhetorik kreist fast ausschließlich darum, wer wieviel investiert. nie öffentlich diskutiert wurden die eingegangenen verbindlichkeiten. das risiko bei public-private-partnerships trägt immer der public partner. der private partner diktiert die bedingungen. wechselnde investorenwünsche sind auch ein grund, weshalb das space-park-konzept sich von einer halbwegs kongruenten themenparkidee zu einem kaum noch vermittelbaren (und vermietbaren) investitionsmonstrum aus entertainment und shopping entwickelt hat.

nicht nur finanzpolitisch, auch geographisch ist der space park ein kind der bremer wirtschaftskrise: er wurde auf dem ehemaligen gelände der ag weser errichtet, einer großwerft, die 1983 abgewickelt wurde. seither lag das gelände weitgehend brach. die idee der freizeit- und unterhaltungsanlage »raumfahrtpark bremen« stammt ursprünglich von einem mitarbeiter der ortsansässigen daimler-chrysler-aerospace. der stadt bot sich hier die chance, das industrie-schmuddel-image abzustreifen und durch etwas moderneres zu ersetzen. ungewöhnlich schnell wurde das projekt 1995 unter der damaligen ampel-koalition durchgewunken. das 23 ha große gelände (von der hansestadt für 82 mio. dm dekontaminiert) wurde für dm 1,- an die space-park-projektgesellschaft verkauft. seitdem verstrickt bremen sich finanziell mehr und mehr in das abenteuer raumfahrt.

"blick in die zukunft"

die bauzeit auf der "größten baustelle des nordens" - einer der superlative der werbekampagne - wurde begleitet von einer ausstellung, um die besucherInnen auf die groß- und einzigartigkeit des zukünftigen space park einzustimmen.

untergebracht im ehemaligen betriebsrats- und einzigen verbliebenen gebäude der ag weser, verbindet die ausstellung ungewollt vergangenheit und zukunft des grundstückes. inszeniert wird jedoch die zukunft: die space-blauen ausstellungstafeln beschränken sich auf ein paar wenige zahlen, die die größe des projektes dokumentieren sollen. in der hauptsache verkünden sie stargate-like "das tor zu einer neuen erlebniswelt" und "shopping in einer neuen dimension" oder einfach "die zukunft ist hier".

großzügig und detailliert gearbeitete und mit licht in szene gesetzte modelle erlauben einen weiteren blick in die zukunft: eingerichtete ladenflächen mit beleuchteten fiktiven ladenschildern sowie unzählige, durch die shopping mall flanierende miniatur-menschen suggerieren ein belebtes, gut frequentiertes erlebnis- und einkaufszentrum und nehmen die erfolgsgeschichte in den modellen vorweg.

das besondere bonbon der ausstellung ist ein vierzehnminütiger werbeclip. der eigens zur präsentation des videos eingerichtete kinosaal ist teil der informationspolitik: außerhalb des kinos darf der film nicht gezeigt werden.

theatralisch eingestimmt wird mit der musik aus kubricks "2001": das space center, der themen- und entertainment-bereich und somit herzstück des space park, gleitet raumschiff-gleich durch das all, nähert sich der erde und fügt sich passgenau ins hellerleuchtete space-park-areal.

visionäre, wenn auch hausbackene animationen verheißen die zu erwartenden erlebnisse im entertainment-bereich, die sich trotz wohlklingender namen wie "moonbase one" als die zu genüge bekannten versatzstücke der event-industrie darstellen: multiplexkino, achterbahn und unterhaltungselektronik.

vervollständigt wird das bild durch glückliche konsumentInnen, strahlende verkäuferInnen und staunende kinder. neben der so demonstrierten wirtschaftlichen erfolgsgeschichte des space park umwerben die bilder die familie als zahlungskräftiges und konsumfreudiges künftiges klientel. die auffällig häufig eingesetzten kindergesichter wecken ein bedürfnis nach unterhaltung und sorglosigkeit, dessen erfüllung der space park verspricht. kinder als zukünftige generation bedienen ein positives, zukunftsgewandtes bild des einkaufs- und unterhaltungsriesen. selbst als es vom space park noch nicht mehr als aufgeschüttete sandhaufen zu sehen gab, schwebten bereits kinder in raumanzügen auf dem bauzaun. trotz euphemistischer bilderflut eventuell aufkommender kritik oder skepsis werden kinder als ein bild für unschuld entgegengesetzt: so böse kann der space park gar nicht sein.

das vorgeführte familienfreundliche bild wird hergestellt durch bilder aus ähnlich funktionierenden shopping- und entertainment-centern aus übersee und vom centrO oberhausen. durch den rückgriff auf andere zentren überführt sich die propagierte einzigartigkeit als austauschbar und damit beliebig. das am ende des films dargestellte potentielle einzugsgebiet, kontrastiert durch bilder der straßenbahn, die touristisch idyllisch-provinziell am rathaus vorbeischleicht, gerät vor diesem hintergrund zur farce.

am ausgang können sich ausstellungsbesucherInnen die motive und parolen der schautafeln im postkarten- und flyer-format mit nach hause nehmen. praktischerweise gibt es dazu eine papiertüte mit dem space park-emblem - ebenjene tüte, mit der kurz zuvor im film glückliche besucherInnen den space park verlassen haben

standortvorteil größenwahn oder "durst ist alles - image ist nichts"

der space park präsentiert sich als in sich geschlossene, gut funktionierende unterhaltungsmaschine, die - losgelöst vom alltag - event + entertainment verheißt. die unterhaltungsindustrie agiert mit immergleichen modulen, shopping und entertainment haben sich sozusagen "globalisiert". das berühmte argument des standortvorteils, der vorgeblich in der "einmaligkeit" des space park liegt, verschleiert, daß gerade der weltweite wettbewerb der städte diese tendenziell egalisiert. oder anders gesagt: nur wo es keine einzigartigkeit der städte mehr gibt, können sie in konkurrenz miteinander treten. insofern stellt sich der space park als ein ufo oder alien dar, das auf jeder x-beliebigen innerstädtischen brache hätte landen können. die versprechen prosperierender effekte auf die wirtschaft und die lebensqualität im quartier sind keine ortsspezifischen. das vakuum, das durch den verlust kommunaler, symbolischer bedeutungsebenenen - hier: die über ein jahrhundert identitätsstiftende bindung zwischen dem stadtteil gröpelingen und der ag weser - entsteht, wird kompensiert durch neue images, die in broschüren und kampagnen formuliert und verbreitet werden müssen ("bremen neu erleben" erweist sich in diesem sinn als ein überaus passender marketingspruch).

das projekt space park wurde von anfang an von einer gewaltigen imagekampagne begleitet, die einwänden oder gar alternativvorschlägen zur nutzung des areals keinen raum ließ. eine informationssperre der öffentlichkeit gegenüber immunisierte das projekt erst recht gegen kritik. mittlerweile sind erste kritische töne zu hören, nicht nur aus dem linksliberalen lager. sogar die politik meint, schlauer geworden zu sein - jedoch richtet sich die kritik kaum gegen die undurchsichtigkeit der space-park-entwicklung oder gegen die einseitige ausrichtung der sanierungspolitik, sondern vor allem darauf, daß der space park ein (jetzt) abzusehender flop ist.

zur zeit ist unklar, wann und in welcher form der space park eröffnet. die shopping-mall, das wirtschaftliche fundament für den entertainment-part, erweist sich als unvermietbar. damit steht das gesamte projekt in frage. um den raum doch noch zu füllen, wird verzweifelt nach konzepten gesucht, wie etwa einen autohandel dort aufzuziehen. diese situation ist eine logische konsequenz der allzu starken ausrichtung auf ein großprojekt als allheilmittel. die stadt hat sich dem projekt ausgeliefert. jetzt sieht es so aus, als bliebe sie drauf sitzen.

thomas böker, christian vähling (city.crime.control)

city.crime.control (c3), projektgruppe aus bremen/hamburg, seit 1998 auseinandersetzung mit stadt(entwicklung), öffentlicher raum (und dessen umwidmung) und kontroll- und sicherheitspolitik, kritisiert aus der perspektive selbstorganisierter und subkultureller zusammenhänge. projekte, aktionen, texte unter http://citycrimecontrol.net, c3@citycrimecontrol.net

c3 sind: thomas böker, holger börgatz, ulf treger, christian vähling, sandy volz

die space park ausstellung ist inzwischen geschlossen. infos zur spaßruine: www.space-park-bremen.de, www.gak-bremen.de/space.htm


Start | Tetrapak Wiki | CityCrimeControl | RecentChanges | Preferences
Translation (with Google): en | de | es
This page is read-only | View other revisions
Last edited August 28, 2003 14:39 (diff)
Search: