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Difference (from revision 7 to current revision) (minor diff, author diff)

Added: 6a7
bildmaterial zum artikel: /ImageAlsStandortvorteilBilder

Changed: 8c9,10

einleitung





"per achterbahn durch die galaxis"




Changed: 11,15c13
städte sind zunehmend darauf angewiesen, sich im wettbewerb der städte zu behaupten. der eigene standort muß fitgemacht werden, um konkurrenzfähig zu bleiben bzw. zu werden.
parameter, um den erfolg einer stadt zu messen, sind die bettenbelegung der einheimischen hotelerie, die besucherInnenzahlen von museen, theatern, konzerten und großereignissen (letztere - so drängt sich der eindruck auf - werden oftmals erst geschaffen, um die zahlen zu potenzieren) und die summe von investitionen.
nicht zuletzt sind es aber auch die bilder, die eine stadt von sich produziert, um ihren erfolg zu transportieren und zu verkaufen.
die produktion von bildern/images zielt dabei weniger auf ein abbild der stadt als vielmehr auf eine vorstellung, die die stadt von sich generiert mit dem ziel ihrer eigenen vermarktung.
bilder und symbole, aber auch konkrete städtebauliche voraussetzungen werden geschaffen, um die stadt zu einem attraktiven "standort" zu machen, gemeint ist: zu einem sitz für (vermeintlich?) finanzstarke unternehmen und konzerne. die professionelle produktion von images ist teil einer kommerziellen selbstvermarktung, um sich im weltweiten wettbewerb der städte um finanzielle ressourcen, mobile konsumentInnen und öffentliche aufmerksamkeit zu positionieren und profilieren.
städte sind zunehmend darauf fixiert, den eigenen standort im globalen wettbewerb konkurrenzfähig zu halten bzw. zu machen. erfolgsparameter sind die bettenbelegung der einheimischen hotelerie, die besucherInnenzahlen von museen, theatern, konzerten und großereignissen (letztere werden oftmals erst geschaffen, um die zahlen zu potenzieren) sowie die summe von investitionen. die neuausrichtung der städte funktioniert nicht zuletzt über die produktion von bildern, die konkurrenzfähigkeit signalisieren und erfolg inszenieren sollen.

Changed: 17c15,16
in unserem workshop-beitrag zu "image als standortvorteil" ende mai haben wir hintergründe und auswirkungen städtischer imagepolitik anhand von beispielen aus bremen vorgestellt. in diesem text konzentrieren wir uns auf den spacepark, "deutschlands erstes integriertes shopping- und entertainment-center" (werbetext) - immer noch ein dankbares beispiel, um die fassade hinter den bildern zu illustrieren.
in unserem workshop-beitrag zu "image als standortvorteil" ende mai haben wir hintergründe und auswirkungen städtischer imagepolitik anhand von beispielen aus bremen vorgestellt. in diesem text konzentrieren wir uns auf den space park, "erstes integriertes shopping- und entertainment-center
deutschlands" (werbetext) und immer noch ein dankbares beispiel, um die fassade hinter den bildern zu illustrieren.

Added: 18a18

die stadt als (marodes) unternehmen




Added: 19a20
die bremer politik steht seit zehn jahren im zeichen der sanierung. das ziel ist ein verfassungskonformer haushalt (konsumtive ausgaben müssen geringer sein als die einnahmen) bis möglichst bald (ursprünglich bis 2005, aber damit rechnet kaum jemand mehr). die parole, unter der die derzeit regierende "große koalition" vorgeht, lautet: investieren und sparen. sogenannte investive mittel werden dabei von konsumtiven mitteln getrennt. erstere stehen nur unter dem vorbehalt zur verfügung, daß sie auch wirklich investiert werden. letztere, die eigentlichen haushaltsmittel, sollen weitmöglichst reduziert werden. parallel zu den kürzungen wird die städtische verwaltung gestrafft und nach unternehmerischen kriterien ausgerichtet. der begriff "sanierung" verweist bereits auf prinzipien der unternehmensführung. seit der wiederwahl im juni hat die koalition den sanierungskurs weiter verschärft: einzelne haushaltsposten werden jetzt ganz gestrichen, was das aus für wichtige institutionen wie das frauengesundheitszentrum und die aids-hilfe bedeutet. (sogar die investitionen sollen nach der nun abzusehenden space-park-pleite etwas vorsichtiger gehandhabt werden.)

Changed: 21,22c22,23

hintergrund: sanierung



der hintergrund des ganzen ist folgender:
um investoren zu interessieren, aber auch um sich in der globalen städtekonkurrenz bemerkbar zu machen (also selber zum "global player" zu werden), konzentrieren sich die städte auf überregional vermarktbare großprojekte.
das "thema" eines großprojektes muß nichts mit der stadt zu tun haben, im gegenteil: je weniger, desto besser, denn umso weniger interessen werden ausgeschlossen. die soziologen häussermann und siebel prägten für diese entwicklung den begriff "festivalisierung der stadtpolitik".

Changed: 24c25
bremen ist pleite.
die betreuung von großprojekten wird üblicherweise firmen überlassen, die vorgeblich unabhängiger und effizienter, vor allem aber undurchsichtiger handeln. ein gutes beispiel sind die betreibergesellschaften des space park. die stadt bremen wurde bei diesem projekt als gleichrangiger "public partner" präsentiert. jedoch ist die partnerschaft zwangsläufig ungleich: zum einen kann bremen keinem investor finanziell das wasser reichen (darum geht es ja bei der sanierung). zum anderen sind unternehmen immer in der besseren verhandlungsposition, denn sie können sich jederzeit aus einem projekt (und der stadt) zurückziehen. die sanierungsrhetorik kreist fast ausschließlich darum, wer wieviel investiert. nie öffentlich diskutiert wurden die eingegangenen verbindlichkeiten. das risiko bei public-private-partnerships trägt immer der public partner. der private partner diktiert die bedingungen. wechselnde investorenwünsche sind auch ein grund, weshalb das space-park-konzept sich von einer halbwegs kongruenten themenparkidee zu einem kaum noch vermittelbaren (und vermietbaren) investitionsmonstrum aus entertainment und shopping entwickelt hat.

Changed: 26c27
die bremer politik steht bereits seit zehn jahren im zeichen der sanierung. Das ziel ist ein verfassungskonformer haushalt (konsumtive ausgaben sollen unter den konsumtiven einnahmen liegen) bis möglichst bald (also, eigentlich bis 2005, aber damit rechnet kaum jemand mehr).
nicht nur finanzpolitisch, auch geographisch ist der space park ein kind der bremer wirtschaftskrise: er wurde auf dem ehemaligen gelände der ag weser errichtet, einer großwerft, die 1983 abgewickelt wurde. seither lag das gelände weitgehend brach. die idee der freizeit- und unterhaltungsanlage »raumfahrtpark bremen« stammt ursprünglich von einem mitarbeiter der ortsansässigen daimler-chrysler-aerospace. der stadt bot sich hier die chance, das industrie-schmuddel-image abzustreifen und durch etwas moderneres zu ersetzen. ungewöhnlich schnell wurde das projekt 1995 unter der damaligen ampel-koalition durchgewunken. das 23 ha große gelände (von der hansestadt für 82 mio. dm dekontaminiert) wurde für dm 1,- an die space-park-projektgesellschaft verkauft. seitdem verstrickt bremen sich finanziell mehr und mehr in das abenteuer raumfahrt.

Changed: 28c29
die parole, unter der die derzeit regierende "große koalition" vorgeht, lautet: investieren und sparen. sogenannte "investive mittel" werden dabei von konsumtiven mitteln getrennt. erstere stehen nur unter dem vorbehalt, daß sie auch wirklich investiert werden, zur verfügung. leztere, die eigentlichen haushaltsmittel, sollen an jeder ecke gespart werden. das führt zu der wenig einsichtigen schräglage, daß der kulturetat ständig gekürzt wird und auf der anderen seite z.B. für ein musical, das sich bereits als pleite erwiesen hat, noch mal 8 millionen euro für werbung nachgeschoben werden, bevor es dann ein paar monate später endgültig dicht macht.

"blick in die zukunft"




Changed: 30c31
in der neuen wahlperiode seit juni des jahres hat die koalition den sanierungskurs noch weiter verschärft: nicht nur soll jedes einzelne senatsressort ans eingemachte gehen, was etwa das aus für institutionen wie das frauengesundheitszentrum und die aids-hilfe bedeutet. sogar die investitionen sollen nach der nun abzusehenden space-park-pleite etwas vorsichtiger gehandhabt werden.
die bauzeit auf der "größten baustelle des nordens" - einer der superlative der werbekampagne - wurde begleitet von einer ausstellung, um die besucherInnen auf die groß- und einzigartigkeit des zukünftigen space park einzustimmen.

Changed: 32,33c33
die dringlichkeit der investitionspolitik wird gerne mit dem hinweis auf arbeitsplätze untermauert. nachweislich vernichten projekte dieser art zwar mehr arbeitsplätze als sie schaffen und die, die sie schaffen, liegen auf einem geringeren lohnniveau. jedoch gibt es zur zeit nur wenige begriffe, mit denen sich die dringlichkeit einer handlung besser untermauern ließe.- und bedenken besser relativieren.
um überregionale investoren zu interessieren, aber auch um sich in der globalen städtekonkurrenz bemerkbar zu machen (also selber zum "global player" zu werden, konzentrieren sich die städte auf großprojekte, eine entwicklung, die unter dem begriff "festivalisierung der politik" (häussermann/siebel) beschrieben wurde.
untergebracht im ehemaligen betriebsrats- und einzigen verbliebenen gebäude der ag weser, verbindet die ausstellung ungewollt vergangenheit und zukunft des grundstückes. inszeniert wird jedoch die zukunft: die space-blauen ausstellungstafeln beschränken sich auf ein paar wenige zahlen, die die größe des projektes dokumentieren sollen. in der hauptsache verkünden sie stargate-like "das tor zu einer neuen erlebniswelt" und "shopping in einer neuen dimension" oder einfach "die zukunft ist hier".

Changed: 35,37c35
ein solches projekt kann in einer stadt über die einadner widersprechenden interessen der bewohnerinnen hinweg künstliche identität und gemeinsinn inszenieren/produzieren. (stichwort "eigendoping") das "thema" des großprojektes muß nichts mit der stadt zu tun haben, im gegenteil: je weniger, desto besser. umso weniger interessen werden nämlich konkret ausgeschlossen.
die betreuung von großprojekten wird üblicherweise gesellschaften überlassen, die relativ unabhängig von der stadt handeln können (vorteil: effizienter, nachteil: undurchsichtiger.) beispiele wären die space park development, die bremer investitions-gesellschaft (b.i.g.) oder die bremer marketing-Gesellschaft (bmg). die festivalisierung hat direkten einfluß auf die stadtpolitik. und indirekt, denn auch die verwaltung wird, wegen effizienz und mangels geld, immer mehr einem unternehmen angepaßt. der begriff "sanierung" hat ja bereits etwas von unternehmensführung.

großprojekt // space park (film)



großzügig und detailliert gearbeitete und mit licht in szene gesetzte modelle erlauben einen weiteren blick in die zukunft: eingerichtete ladenflächen mit beleuchteten fiktiven ladenschildern sowie unzählige, durch die shopping mall flanierende miniatur-menschen suggerieren ein belebtes, gut frequentiertes erlebnis- und einkaufszentrum und nehmen die erfolgsgeschichte in den modellen vorweg.

Changed: 39c37
ausstellung
das besondere bonbon der ausstellung ist ein vierzehnminütiger werbeclip. der eigens zur präsentation des videos eingerichtete kinosaal ist teil der informationspolitik: außerhalb des kinos darf der film nicht gezeigt werden.

Changed: 41,50c39
die bauzeit auf der "größten baustelle des nordens" - allein diese zuschreibung ist schon teil der werbekampagne - wurde begleitet von einer ausstellung, in der sich interessierte besucherInnen auf die groß- und einzigartigkeit des zukünftigen space park einstimmen konnten.
untergebracht im "lichthaus", dem einzigem verbliebenen und ehemaligem betriebsrats-gebäude der großwerft ag weser, auf deren areal jetzt die bauhülle des urban entertainment center steht, verband die ausstellung ungewollt vergangenheit und zukunft des grundstückes. die geschichte des geländes und seine identitätsstiftende bindung an den angrenzenden stadtteil gröpelingen und den stadtstaat bremen insgesamt war kein thema für die ausstellung, konsequent wird auf das thema zukunft gesetzt: sich bei der bewerbung und vermarktung eines projektes mit dem namen space park bildern aus den bereichen science fiction und weltraum zu bedienen, ist auch viel naheliegender.
die space-blauen ausstellungstafeln beschränken sich auf reduzierte informationen. neben ein paar wenigen zahlen, die die größe des projektes dokumentieren sollen, verkünden sie in der hauptsache stargate-like "das tor zu einer neuen erlebniswelt" und "shopping in einer neuen dimension" oder etwas einfacher, allgemeiner, aber um so pathetischer "die zukunft ist hier". der griff in die sci-fi-kiste fördert den eindruck des fantastischen oder - um in den termini der werbetexter zu bleiben - des galaktischen, was künftige besucherInnen erwartet und unterstreicht die zukunftsweisende bedeutung des projektes. die vermarktung als "1. integriertes entertainment- und shopping-center deutschlands" verweist in diesem sinn bereits auf nachfolgende.
großzügig und detailliert gearbeitete und mit licht in szene gesetzte modelle erlauben einen weiteren blick in die zukunft: eingerichtete ladenflächen mit beleuchteten ladenschildern sowie unzählige, durch die shoppingmall flanierende miniatur-menschen suggerieren ein belebtes, gut frequentiertes erlebnis- und einkaufszentrum und nehmen die erfolgsgeschichte so in den modellen bereits vorweg.
//das besondere bonbon der ausstellung ist ein vierzehnminütiger werbeclip. der eigens zur präsentation des videos eingerichtete kinosaal verspricht unterhaltung; rot gepolsterte kinosessel und aufsteigende sitzreihen sorgen für das richtige kinoambiente.
theatralisch eingestimmt wird zu beginn mit richard strauß' "also sprach zarathustra, op.30", bekannt aus kubricks "2001. odyssee im weltraum". zur musik gleitet das space center, der themen- und entertainment-bereich und somit erklärtes herzstück des space park, raumschiff-gleich durch das all, nähert sich der erde und fügt sich passgenau ins hellerleuchtete space-park-areal.
der einsatz von musik bleibt so bestimmend wie pathetisch und soll wohl die gewünschten emotionen zu den bildern garantieren. visionäre, wenn auch etwas hausbackene animationen verheißen die zu erwartenden erlebnisse im entertainment-bereich, die sich trotz wohlklingender namen wie "moonbase one" als die zu genüge bekannten versatzstücke der event-industrie darstellen: multiplexkino, achterbahn und unterhaltungselektronik.
vervollständigt wird das bild vom zukunftsprojekt space park durch glücklich konsumierende menschen, strahlende verkäuferInnen und staunende kinder. neben dem wirtschaftlichen erfolg und der demonstrierten kaufkraft vermitteln diese bilder auch familienfreundlichkeit und -kompatibilität: für unterhaltung (und konsum) für die ganze familie ist ausreichend gesorgt.
auffällig ist der einsatz von bildern von strahlenden und staunenden kindern, die wohl assoziative, positive emotionen anrühren sollen. kinder als zukünftige generation bedienen, dieser gedankenkette folgend, ein positives, zukunftsgewandtes bild. selbst als es vom space park noch nichts zu sehen gab, schwebten bereits kinder in astronautenanzügen auf dem bauzaun. freude, spaß und staunen, ausgedrückt von kindergesichtern, vermitteln natürlichkeit und auch naivität, was sich in der redewendung "freuen wie ein kind" widerspiegelt. geweckt wird ein bedürfnis nach unterhaltung oder besser: entspannung durch unterhaltung, der wunsch, zumindest für eine kurze zeit sorgenlos zu sein und abzuschalten (um dieses bedürfnis zu stillen, wird dann auch gerne gezahlt). kinder stehen auch als ein bild für unschuld: falls nach der ganzen euphemistischen bilderflut noch kritik am space park aufkommen sollte - so böse kann das projekt gar nicht sein ...
das vorgeführte familienfreundliche bild wird hergestellt durch bilder aus ähnlich funktionierenden shopping- und entertainment-centern aus übersee und vom centrO oberhausen. durch den einsatz von bildern anderer zentren überführt sich die propagierte einzigartigkeit des space park als austauschbar und damit beliebig. die am ende des films dargestellte weitläufigkeit des einzugsgebietes für den space park, aufgezeigt durch die überregionale anbindung mit autobahn, bahn und flugverkehr, die sich kontrastiert mit der regionalen anbindung mit der straßenbahn, die touristisch idyllisch-provinziell am rathaus vorbeischleicht, fast großkotzig ausnimmt, gerät zur farce angesichts der erkenntnis, das die unterhaltungsindustrie mit den immergleichen modulen agiert und sich shopping und entertainment sozusagen "globalisiert" haben.
theatralisch eingestimmt wird mit der musik aus kubricks "2001": das space center, der themen- und entertainment-bereich und somit herzstück des space park, gleitet raumschiff-gleich durch das all, nähert sich der erde und fügt sich passgenau ins hellerleuchtete space-park-areal.

Changed: 52c41
am ausgang können sich ausstellungsbesucherInnen die aussagen und motive von den schautafeln im postkarten- und flyer-format mit nach hause nehmen. praktischerweise gibt es dazu auch noch eine papiertüte mit dem space park-emblem - ebenjene tüte, mit der kurz zuvor im film besucherInnen des space park diesen verlassen haben ...
visionäre, wenn auch hausbackene animationen verheißen die zu erwartenden erlebnisse im entertainment-bereich, die sich trotz wohlklingender namen wie "moonbase one" als die zu genüge bekannten versatzstücke der event-industrie darstellen: multiplexkino, achterbahn und unterhaltungselektronik.

Changed: 54c43
der space park steht inzwischen, nur am benachbartem, integriertem hotel wird noch gebaut. einzig die bauzäune aus metall erinnern noch an die "größte baustelle des nordens". die ausstellungsräume stehen leer. planer und betreiber des space park, die ihre büroräume ebenfalls im "lichthaus" bezogen hatten, ziehen um. platz genug haben sie ja ...
vervollständigt wird das bild durch glückliche konsumentInnen, strahlende verkäuferInnen und staunende kinder. neben der so demonstrierten wirtschaftlichen erfolgsgeschichte des space park umwerben die bilder die familie als zahlungskräftiges und konsumfreudiges künftiges klientel. die auffällig häufig eingesetzten kindergesichter wecken ein bedürfnis nach unterhaltung und sorglosigkeit, dessen erfüllung der space park verspricht. kinder als zukünftige generation bedienen ein positives, zukunftsgewandtes bild des einkaufs- und unterhaltungsriesen. selbst als es vom space park noch nicht mehr als aufgeschüttete sandhaufen zu sehen gab, schwebten bereits kinder in raumanzügen auf dem bauzaun. trotz euphemistischer bilderflut eventuell aufkommender kritik oder skepsis werden kinder als ein bild für unschuld entgegengesetzt: so böse kann der space park gar nicht sein.

Added: 55a45
das vorgeführte familienfreundliche bild wird hergestellt durch bilder aus ähnlich funktionierenden shopping- und entertainment-centern aus übersee und vom centrO oberhausen. durch den rückgriff auf andere zentren überführt sich die propagierte einzigartigkeit als austauschbar und damit beliebig. das am ende des films dargestellte potentielle einzugsgebiet, kontrastiert durch bilder der straßenbahn, die touristisch idyllisch-provinziell am rathaus vorbeischleicht, gerät vor diesem hintergrund zur farce.

Changed: 57c47
beurteilung der präsentation space park in ausstellung + website
am ausgang können sich ausstellungsbesucherInnen die motive und parolen der schautafeln im postkarten- und flyer-format mit nach hause nehmen. praktischerweise gibt es dazu eine papiertüte mit dem space park-emblem - ebenjene tüte, mit der kurz zuvor im film glückliche besucherInnen den space park verlassen haben

Changed: 59,62c49
die präsentation des space park verheißt event + entertainment, um den alltag "draußen" zu vergessen, letzlich eine in sich geschlossene gut funktionierende unterhaltungsmaschinerie
konsumieren, um "glücklich" zu sein ein ufo/ alien auch insofern, da es keine explizit lokale anbindung gibt (kommunale + symbolische bedeutung des ortes für den stadtteil wie auch
den stadtstaat bremen) -> der space park hätte auf jeder x-beliebigen innerstädtischen brache oder auch der grünen wiese "landen" können
auswirkungen auf die kommune, hier insbesondere den angrenzenden stadtteil gröpelingen, (wirtschaft, verkehrsaufkommen, lebensqualität im quartier) werden nicht thematisiert, geboten wird eine diesbzgl. inhaltslose projektionsfläche, in die prosperierende effekte auf die wirtschaft und die lebensqualität im quartier bequem interpretiert werden können.

standortvorteil größenwahn oder "durst ist alles - image ist nichts"




Added: 63a51
der space park präsentiert sich als in sich geschlossene, gut funktionierende unterhaltungsmaschine, die - losgelöst vom alltag - event + entertainment verheißt. die unterhaltungsindustrie agiert mit immergleichen modulen, shopping und entertainment haben sich sozusagen "globalisiert". das berühmte argument des standortvorteils, der vorgeblich in der "einmaligkeit" des space park liegt, verschleiert, daß gerade der weltweite wettbewerb der städte diese tendenziell egalisiert. oder anders gesagt: nur wo es keine einzigartigkeit der städte mehr gibt, können sie in konkurrenz miteinander treten. insofern stellt sich der space park als ein ufo oder alien dar, das auf jeder x-beliebigen innerstädtischen brache hätte landen können. die versprechen prosperierender effekte auf die wirtschaft und die lebensqualität im quartier sind keine ortsspezifischen. das vakuum, das durch den verlust kommunaler, symbolischer bedeutungsebenenen - hier: die über ein jahrhundert identitätsstiftende bindung zwischen dem stadtteil gröpelingen und der ag weser - entsteht, wird kompensiert durch neue images, die in broschüren und kampagnen formuliert und verbreitet werden müssen ("bremen neu erleben" erweist sich in diesem sinn als ein überaus passender marketingspruch).

Changed: 65c53
strategien der imageproduktion
das projekt space park wurde von anfang an von einer gewaltigen imagekampagne begleitet, die einwänden oder gar alternativvorschlägen zur nutzung des areals keinen raum ließ. eine informationssperre der öffentlichkeit gegenüber immunisierte das projekt erst recht gegen kritik. mittlerweile sind erste kritische töne zu hören, nicht nur aus dem linksliberalen lager. sogar die politik meint, schlauer geworden zu sein - jedoch richtet sich die kritik kaum gegen die undurchsichtigkeit der space-park-entwicklung oder gegen die einseitige ausrichtung der sanierungspolitik, sondern vor allem darauf, daß der space park ein (jetzt) abzusehender flop ist.

Changed: 67c55
was haben die bilder, die das space-park-marketing hervorruft, nun mit dem konkreten städtebaulichen projekt zu tun, bzw. was wird damit gesagt und auch nicht gesagt?
zur zeit ist unklar, wann und in welcher form der space park eröffnet. die shopping-mall, das wirtschaftliche fundament für den entertainment-part, erweist sich als unvermietbar. damit steht das gesamte projekt in frage. um den raum doch noch zu füllen, wird verzweifelt nach konzepten gesucht, wie etwa einen autohandel dort aufzuziehen. diese situation ist eine logische konsequenz der allzu starken ausrichtung auf ein großprojekt als allheilmittel. die stadt hat sich dem projekt ausgeliefert. jetzt sieht es so aus, als bliebe sie drauf sitzen.

Removed: 69d56
nicht nur finanzpolitisch, auch geographisch ist der space park ein kind der bremer wirtschaftslage: er wurde auf dem ehemaligen geländer der ag weser errichtet, einer werft, die in den 70er jahren ihre beste zeit hatte (bau von großtankern) und 1983 abgewickelt wurde. seither lag das gelände, von ausnahmen abgesehen, brach. die idee der freizeit- und unterhaltungsanlage »raumfahrtpark bermen« stammt ursprünglich von einem mit-arbeiter der daimler-chrysler-aerospace (wilke). schon ab 1993 entwickelt die idee eine unglaubliche durchschlagskraft. ungewönlich schnell wir das projekt 1995 unter der sogenannten Ampel-Koalition durchgewunken, und bremen verstrickte sich finanziell mehr und mehr in dieses abenteuer raumfahrt. das 23 ha große gelände (von der hansestadt für 82 mio. dm dekontaminiert) wurd für dm 1,- an die space-park-projektgesellschaft verkauft.

Removed: 71d57
von anfang an wurde das projekt begleitet von einer gewaltigen imagekampagne, hinter der die eigentlichen fakten, entscheidungen und entwicklungen unsichtbar blieben (faktischer informationsstop über die ausführung des projektes). das immunisierte das projekt natürlich gegen fundierte kritik. mittlerweile (nach ausstieg der betreibergesellschaft köllmann und unzähligen personalwechseln) sind erste kritische töne zu hören, nicht nur aus dem linksliberalen lager, sondern auch in der bürgerlichen presse. sogar die politik meint schlauer geworden zu sein - jedoch richtet sich die kritik zumeist nicht gegen die undurchsichtigkeit der space-park-entwicklung oder gegen die einseitige ausrichtung der sanierungspolitik, sondern vor allem darauf, daß der space park ein (jetzt) abzusehender flop ist.

Changed: 73c59
wir werden nun 5 elemente der imagekampagne »space park« mit der dahinter verborgenen realität in verbindung bringen:
thomas böker, christian vähling (city.crime.control)

Changed: 75c61
1. raumfahrt ist ein wesentlicher bestandteil des neuen images der stadt, die weg will vom industrie-schmuddel-image. aber es geht beim space-park natürlich nicht darum, die raumfahrt-technologie zu fördern. es geht um eine orientierung hin zur spaß-, enter-tainment und tourismusindustrie. insofern ist das symbol »space« auch aus-tauschbar und kein argument.
city.crime.control (c3), projektgruppe aus bremen/hamburg, seit 1998 auseinandersetzung mit stadt(entwicklung), öffentlicher raum (und dessen umwidmung) und kontroll- und sicherheitspolitik, kritisiert aus der perspektive selbstorganisierter und subkultureller zusammenhänge. projekte, aktionen, texte unter http://citycrimecontrol.net, c3@citycrimecontrol.net

Changed: 77c63
2. der berühmte standortvorteil liegt vorgeblich in der "einmaligkeit" des space park. verschleiert wird durch diese argumentation, dass gerade der weltweite wettbewerb der städte diese tendenziell egalisiert. überregionale investoren investieren in konzepte, die ihnen (in ihren begriffen, die nicht an der jeweiligen stadt orientiert sind) erfolg versprechen. sie verzerren also das gesamtbild, das dann in imagebroschüren neu formuliert wird (etwa in dem marketingspruch "bremen neu erleben"). anders gesagt: nur wo es keine einzigartigkeit der städte mehr gibt, können sie in konkurrenz miteinander treten.
c3 sind: thomas böker, holger börgatz, ulf treger, christian vähling, sandy volz

Changed: 79c65
3. die bild- und symbolproduktion der space-park-development gmbh ist mit solcher massivität aufgetreten, dass alternative ideen überlagert wurden. einwände gegen das projekt konnten nicht aufgenommen werden, bzw. wur-den trivialisiert (bspw. zugang der anwohnerInnen zum wasser). die dynamik der imageprodunktion erübrigte schließlich jede weitere auseinandersetzung mit der frage: wie könnte die vorhandene brachfläche im hafengebiet städtebaulich sinnvoll entwickelt werden?
die space park ausstellung ist inzwischen geschlossen. infos zur spaßruine: www.space-park-bremen.de, www.gak-bremen.de/space.htm

Removed: 81d66
4.die rhetorik, die in der öffentlichkeit bemüht wurde, kreiste fast aus-schließlich das thema "investition" (wahlweise: in die zukunft, für die kinder etc.). wer wieviel investiert hat, ist bis heute der gradmesser für das engagement (für die zukunft). nie öffentlich diskutiert wurden die tatsächlichen verantwortlichkeiten, die eingegangenen verbindlichkeiten, wer z. b. beim scheitern des projektes mit bürgschaften einspringen muss. vieles deutet darauf hin, dass die profite privatisiert, die verluste demokratisiert werden (wie es so schön heisst).

Changed: 83c68
5. die stadt bremen wurde bei diesem projekt als gleichrangiger "partner" präsentiert (public-private-partnership). dies suggeriert, dass die stadt nicht anderes sein, als eine besondere form von unternehmen. stadtentwicklung wurden dabei gleichgesetzt mit stadtmarketing. jedoch ist die partnerschaft zwangsläüufig ungleich: zum einen kann bremen keinem investor finanziell das wasser reichen (darum geht es ja bei der sanierung). zum anderen sind die unternehmen immer in der besseren verhandlungsposition, denn sie können sich jederzeit aus einem projekt zurückziehen und woanders investieren. eine stadt kann das nicht. wechselnde investorenwünsche sind auch ein grund, weshalb das space-park-konzept sich von einer halbwegs kongruenten themenparkidee zu einem kaum noch vermittelbaren (und vermietbaren) investitionsmonstrum entwickelt hat. am ende ist es schließlich die stadt, die auf der bauruine sitzenbleibt und irgendwie versucht, noch irgendwas draus zu machen


Removed: 85d69
aktueller stand: die bauruine steht leer, es ist unklar, wann der space park eröffnet. eigentlich ist sogar unklar, was überhaupt draus wird. denn: die shopping-mall sollte das wirtschaftliche fundament für den entertainment part bieten. doch die mall wird es wahrscheinlich nicht geben (kein interesse bei den unternehmen). damit steht das gesamte projekt in frage, da der entertainment bereich allein sich finanziell nicht tragen wird. um den raum doch noch zu füllen, wird verzweifelt nach konzepten gesucht, wie etwa einen autohandel dort aufzuziehen. diese desolate situation ist keine folge besonderer umstände, sondern eine logische konsequenz einer allzu starken ausrichtung auf ein projekt als wirtschaftliches allheilmittel. die stadt hat sich dem projekt ausgeliefert, aus der vorstellung heraus, in der städtekonkurrenz nicht anders bestehen zu kömnnen.

Removed: 88,90d71
city.crime.control (c3) ist eine projektgruppe, die sich 1998 in bremen zusammengefunden hat.
zunächst nur für die durchführung einer veranstaltungswoche gedacht (1999, die kontrolle der räume - subculture vs. boredom city), blieb c3 in wechselnder konstellation als gruppe aktiv und hat sich seitdem regelmäßig an verschiedenen projekten beteiligt, projekte initiiert und
publiziert. themen, mit denen sich c3 beschäftigt (hat) sind: stadt(entwicklung), öffentlicher raum (und dessen umwidmung), kontroll- und sicherheitspolitik, kritisiert aus der perspektive selbstorganisierter und subkultureller zusammenhänge.

c3 ... imageproduktion stadt .... artikel

artikel für dresden postplatz reader 3, vorlage

( von CityCrimeControl, ein remix von /ImageAlsStandortvorteil )

bildmaterial zum artikel: /ImageAlsStandortvorteilBilder


"per achterbahn durch die galaxis"

städte sind zunehmend darauf fixiert, den eigenen standort im globalen wettbewerb konkurrenzfähig zu halten bzw. zu machen. erfolgsparameter sind die bettenbelegung der einheimischen hotelerie, die besucherInnenzahlen von museen, theatern, konzerten und großereignissen (letztere werden oftmals erst geschaffen, um die zahlen zu potenzieren) sowie die summe von investitionen. die neuausrichtung der städte funktioniert nicht zuletzt über die produktion von bildern, die konkurrenzfähigkeit signalisieren und erfolg inszenieren sollen.

in unserem workshop-beitrag zu "image als standortvorteil" ende mai haben wir hintergründe und auswirkungen städtischer imagepolitik anhand von beispielen aus bremen vorgestellt. in diesem text konzentrieren wir uns auf den space park, "erstes integriertes shopping- und entertainment-center deutschlands" (werbetext) und immer noch ein dankbares beispiel, um die fassade hinter den bildern zu illustrieren.

die stadt als (marodes) unternehmen

die bremer politik steht seit zehn jahren im zeichen der sanierung. das ziel ist ein verfassungskonformer haushalt (konsumtive ausgaben müssen geringer sein als die einnahmen) bis möglichst bald (ursprünglich bis 2005, aber damit rechnet kaum jemand mehr). die parole, unter der die derzeit regierende "große koalition" vorgeht, lautet: investieren und sparen. sogenannte investive mittel werden dabei von konsumtiven mitteln getrennt. erstere stehen nur unter dem vorbehalt zur verfügung, daß sie auch wirklich investiert werden. letztere, die eigentlichen haushaltsmittel, sollen weitmöglichst reduziert werden. parallel zu den kürzungen wird die städtische verwaltung gestrafft und nach unternehmerischen kriterien ausgerichtet. der begriff "sanierung" verweist bereits auf prinzipien der unternehmensführung. seit der wiederwahl im juni hat die koalition den sanierungskurs weiter verschärft: einzelne haushaltsposten werden jetzt ganz gestrichen, was das aus für wichtige institutionen wie das frauengesundheitszentrum und die aids-hilfe bedeutet. (sogar die investitionen sollen nach der nun abzusehenden space-park-pleite etwas vorsichtiger gehandhabt werden.)

um investoren zu interessieren, aber auch um sich in der globalen städtekonkurrenz bemerkbar zu machen (also selber zum "global player" zu werden), konzentrieren sich die städte auf überregional vermarktbare großprojekte. das "thema" eines großprojektes muß nichts mit der stadt zu tun haben, im gegenteil: je weniger, desto besser, denn umso weniger interessen werden ausgeschlossen. die soziologen häussermann und siebel prägten für diese entwicklung den begriff "festivalisierung der stadtpolitik".

die betreuung von großprojekten wird üblicherweise firmen überlassen, die vorgeblich unabhängiger und effizienter, vor allem aber undurchsichtiger handeln. ein gutes beispiel sind die betreibergesellschaften des space park. die stadt bremen wurde bei diesem projekt als gleichrangiger "public partner" präsentiert. jedoch ist die partnerschaft zwangsläufig ungleich: zum einen kann bremen keinem investor finanziell das wasser reichen (darum geht es ja bei der sanierung). zum anderen sind unternehmen immer in der besseren verhandlungsposition, denn sie können sich jederzeit aus einem projekt (und der stadt) zurückziehen. die sanierungsrhetorik kreist fast ausschließlich darum, wer wieviel investiert. nie öffentlich diskutiert wurden die eingegangenen verbindlichkeiten. das risiko bei public-private-partnerships trägt immer der public partner. der private partner diktiert die bedingungen. wechselnde investorenwünsche sind auch ein grund, weshalb das space-park-konzept sich von einer halbwegs kongruenten themenparkidee zu einem kaum noch vermittelbaren (und vermietbaren) investitionsmonstrum aus entertainment und shopping entwickelt hat.

nicht nur finanzpolitisch, auch geographisch ist der space park ein kind der bremer wirtschaftskrise: er wurde auf dem ehemaligen gelände der ag weser errichtet, einer großwerft, die 1983 abgewickelt wurde. seither lag das gelände weitgehend brach. die idee der freizeit- und unterhaltungsanlage »raumfahrtpark bremen« stammt ursprünglich von einem mitarbeiter der ortsansässigen daimler-chrysler-aerospace. der stadt bot sich hier die chance, das industrie-schmuddel-image abzustreifen und durch etwas moderneres zu ersetzen. ungewöhnlich schnell wurde das projekt 1995 unter der damaligen ampel-koalition durchgewunken. das 23 ha große gelände (von der hansestadt für 82 mio. dm dekontaminiert) wurde für dm 1,- an die space-park-projektgesellschaft verkauft. seitdem verstrickt bremen sich finanziell mehr und mehr in das abenteuer raumfahrt.

"blick in die zukunft"

die bauzeit auf der "größten baustelle des nordens" - einer der superlative der werbekampagne - wurde begleitet von einer ausstellung, um die besucherInnen auf die groß- und einzigartigkeit des zukünftigen space park einzustimmen.

untergebracht im ehemaligen betriebsrats- und einzigen verbliebenen gebäude der ag weser, verbindet die ausstellung ungewollt vergangenheit und zukunft des grundstückes. inszeniert wird jedoch die zukunft: die space-blauen ausstellungstafeln beschränken sich auf ein paar wenige zahlen, die die größe des projektes dokumentieren sollen. in der hauptsache verkünden sie stargate-like "das tor zu einer neuen erlebniswelt" und "shopping in einer neuen dimension" oder einfach "die zukunft ist hier".

großzügig und detailliert gearbeitete und mit licht in szene gesetzte modelle erlauben einen weiteren blick in die zukunft: eingerichtete ladenflächen mit beleuchteten fiktiven ladenschildern sowie unzählige, durch die shopping mall flanierende miniatur-menschen suggerieren ein belebtes, gut frequentiertes erlebnis- und einkaufszentrum und nehmen die erfolgsgeschichte in den modellen vorweg.

das besondere bonbon der ausstellung ist ein vierzehnminütiger werbeclip. der eigens zur präsentation des videos eingerichtete kinosaal ist teil der informationspolitik: außerhalb des kinos darf der film nicht gezeigt werden.

theatralisch eingestimmt wird mit der musik aus kubricks "2001": das space center, der themen- und entertainment-bereich und somit herzstück des space park, gleitet raumschiff-gleich durch das all, nähert sich der erde und fügt sich passgenau ins hellerleuchtete space-park-areal.

visionäre, wenn auch hausbackene animationen verheißen die zu erwartenden erlebnisse im entertainment-bereich, die sich trotz wohlklingender namen wie "moonbase one" als die zu genüge bekannten versatzstücke der event-industrie darstellen: multiplexkino, achterbahn und unterhaltungselektronik.

vervollständigt wird das bild durch glückliche konsumentInnen, strahlende verkäuferInnen und staunende kinder. neben der so demonstrierten wirtschaftlichen erfolgsgeschichte des space park umwerben die bilder die familie als zahlungskräftiges und konsumfreudiges künftiges klientel. die auffällig häufig eingesetzten kindergesichter wecken ein bedürfnis nach unterhaltung und sorglosigkeit, dessen erfüllung der space park verspricht. kinder als zukünftige generation bedienen ein positives, zukunftsgewandtes bild des einkaufs- und unterhaltungsriesen. selbst als es vom space park noch nicht mehr als aufgeschüttete sandhaufen zu sehen gab, schwebten bereits kinder in raumanzügen auf dem bauzaun. trotz euphemistischer bilderflut eventuell aufkommender kritik oder skepsis werden kinder als ein bild für unschuld entgegengesetzt: so böse kann der space park gar nicht sein.

das vorgeführte familienfreundliche bild wird hergestellt durch bilder aus ähnlich funktionierenden shopping- und entertainment-centern aus übersee und vom centrO oberhausen. durch den rückgriff auf andere zentren überführt sich die propagierte einzigartigkeit als austauschbar und damit beliebig. das am ende des films dargestellte potentielle einzugsgebiet, kontrastiert durch bilder der straßenbahn, die touristisch idyllisch-provinziell am rathaus vorbeischleicht, gerät vor diesem hintergrund zur farce.

am ausgang können sich ausstellungsbesucherInnen die motive und parolen der schautafeln im postkarten- und flyer-format mit nach hause nehmen. praktischerweise gibt es dazu eine papiertüte mit dem space park-emblem - ebenjene tüte, mit der kurz zuvor im film glückliche besucherInnen den space park verlassen haben

standortvorteil größenwahn oder "durst ist alles - image ist nichts"

der space park präsentiert sich als in sich geschlossene, gut funktionierende unterhaltungsmaschine, die - losgelöst vom alltag - event + entertainment verheißt. die unterhaltungsindustrie agiert mit immergleichen modulen, shopping und entertainment haben sich sozusagen "globalisiert". das berühmte argument des standortvorteils, der vorgeblich in der "einmaligkeit" des space park liegt, verschleiert, daß gerade der weltweite wettbewerb der städte diese tendenziell egalisiert. oder anders gesagt: nur wo es keine einzigartigkeit der städte mehr gibt, können sie in konkurrenz miteinander treten. insofern stellt sich der space park als ein ufo oder alien dar, das auf jeder x-beliebigen innerstädtischen brache hätte landen können. die versprechen prosperierender effekte auf die wirtschaft und die lebensqualität im quartier sind keine ortsspezifischen. das vakuum, das durch den verlust kommunaler, symbolischer bedeutungsebenenen - hier: die über ein jahrhundert identitätsstiftende bindung zwischen dem stadtteil gröpelingen und der ag weser - entsteht, wird kompensiert durch neue images, die in broschüren und kampagnen formuliert und verbreitet werden müssen ("bremen neu erleben" erweist sich in diesem sinn als ein überaus passender marketingspruch).

das projekt space park wurde von anfang an von einer gewaltigen imagekampagne begleitet, die einwänden oder gar alternativvorschlägen zur nutzung des areals keinen raum ließ. eine informationssperre der öffentlichkeit gegenüber immunisierte das projekt erst recht gegen kritik. mittlerweile sind erste kritische töne zu hören, nicht nur aus dem linksliberalen lager. sogar die politik meint, schlauer geworden zu sein - jedoch richtet sich die kritik kaum gegen die undurchsichtigkeit der space-park-entwicklung oder gegen die einseitige ausrichtung der sanierungspolitik, sondern vor allem darauf, daß der space park ein (jetzt) abzusehender flop ist.

zur zeit ist unklar, wann und in welcher form der space park eröffnet. die shopping-mall, das wirtschaftliche fundament für den entertainment-part, erweist sich als unvermietbar. damit steht das gesamte projekt in frage. um den raum doch noch zu füllen, wird verzweifelt nach konzepten gesucht, wie etwa einen autohandel dort aufzuziehen. diese situation ist eine logische konsequenz der allzu starken ausrichtung auf ein großprojekt als allheilmittel. die stadt hat sich dem projekt ausgeliefert. jetzt sieht es so aus, als bliebe sie drauf sitzen.

thomas böker, christian vähling (city.crime.control)

city.crime.control (c3), projektgruppe aus bremen/hamburg, seit 1998 auseinandersetzung mit stadt(entwicklung), öffentlicher raum (und dessen umwidmung) und kontroll- und sicherheitspolitik, kritisiert aus der perspektive selbstorganisierter und subkultureller zusammenhänge. projekte, aktionen, texte unter http://citycrimecontrol.net, c3@citycrimecontrol.net

c3 sind: thomas böker, holger börgatz, ulf treger, christian vähling, sandy volz

die space park ausstellung ist inzwischen geschlossen. infos zur spaßruine: www.space-park-bremen.de, www.gak-bremen.de/space.htm


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