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Removed: 12d11

die stadt als (marodes) unternehmen




Changed: 14c13
städte sind zunehmend darauf fixiert, den eigenen standort im globalen wettbewerb konkurrenzfähig zu halten bzw. zu machen. erfolgsparameter sind die bettenbelegung der einheimischen hotelerie, die besucherInnenzahlen von museen, theatern, konzerten und großereignissen (letztere werden oftmals erst geschaffen, um die zahlen zu potenzieren) und die summe von investitionen. nicht zuletzt sind es aber auch die bilder, die eine stadt von sich produziert, um ihren erfolg zu transportieren und zu verkaufen.
städte sind zunehmend darauf fixiert, den eigenen standort im globalen wettbewerb konkurrenzfähig zu halten bzw. zu machen. erfolgsparameter sind die bettenbelegung der einheimischen hotelerie, die besucherInnenzahlen von museen, theatern, konzerten und großereignissen (letztere werden oftmals erst geschaffen, um die zahlen zu potenzieren) sowie die summe von investitionen. die neuausrichtung der städte funktioniert nicht zuletzt über die produktion von bildern, die konkurrenzfähigkeit signalisieren und erfolg inszenieren sollen.

Changed: 16c15,16
in unserem workshop-beitrag zu "image als standortvorteil" ende mai haben wir hintergründe und auswirkungen städtischer imagepolitik anhand von beispielen aus bremen vorgestellt. in diesem text konzentrieren wir uns auf den space park, "deutschlands erstes integriertes shopping- und entertainment-center" (werbetext) - immer noch ein dankbares beispiel, um die fassade hinter den bildern zu illustrieren.
in unserem workshop-beitrag zu "image als standortvorteil" ende mai haben wir hintergründe und auswirkungen städtischer imagepolitik anhand von beispielen aus bremen vorgestellt. in diesem text konzentrieren wir uns auf den space park, "erstes integriertes shopping- und entertainment-center
deutschlands" (werbetext) und immer noch ein dankbares beispiel, um die fassade hinter den bildern zu illustrieren.

Changed: 18c18
die bremer politik steht bereits seit zehn jahren im zeichen der sanierung. das ziel ist ein verfassungskonformer haushalt (konsumtive ausgaben müssen geringer sein als die einnahmen) bis möglichst bald (ursprünglich bis 2005, aber damit rechnet kaum jemand mehr). die parole, unter der die derzeit regierende "große koalition" vorgeht, lautet: investieren und sparen. sogenannte "investive mittel" werden dabei von konsumtiven mitteln getrennt. erstere stehen nur unter dem vorbehalt, daß sie auch wirklich investiert werden, zur verfügung. letztere, die eigentlichen haushaltsmittel, sollen weit möglichst reduziert werden.

die stadt als (marodes) unternehmen




Changed: 20c20
in der neuen wahlperiode seit juni des jahres hat die koalition den sanierungskurs noch weiter verschärft: es werden nicht mehr enfach ausgaben gekürzt, sondern einzelne posten ganz gestrichen, was etwa das aus für wichtige institutionen wie das frauengesundheitszentrum und die aids-hilfe bedeutet. sogar die investitionen sollen nach der nun abzusehenden space-park-pleite etwas vorsichtiger gehandhabt werden.
die bremer politik steht seit zehn jahren im zeichen der sanierung. das ziel ist ein verfassungskonformer haushalt (konsumtive ausgaben müssen geringer sein als die einnahmen) bis möglichst bald (ursprünglich bis 2005, aber damit rechnet kaum jemand mehr). die parole, unter der die derzeit regierende "große koalition" vorgeht, lautet: investieren und sparen. sogenannte investive mittel werden dabei von konsumtiven mitteln getrennt. erstere stehen nur unter dem vorbehalt zur verfügung, daß sie auch wirklich investiert werden. letztere, die eigentlichen haushaltsmittel, sollen weitmöglichst reduziert werden. parallel zu den kürzungen wird die städtische verwaltung gestrafft und nach unternehmerischen kriterien ausgerichtet. der begriff "sanierung" verweist bereits auf prinzipien der unternehmensführung. seit der wiederwahl im juni hat die koalition den sanierungskurs weiter verschärft: einzelne haushaltsposten werden jetzt ganz gestrichen, was das aus für wichtige institutionen wie das frauengesundheitszentrum und die aids-hilfe bedeutet. (sogar die investitionen sollen nach der nun abzusehenden space-park-pleite etwas vorsichtiger gehandhabt werden.)

Changed: 22,23c22,23
um überregionale investoren zu interessieren, aber auch um sich in der globalen städtekonkurrenz bemerkbar zu machen (also selber zum "global player" zu werden), konzentrieren sich die städte auf großprojekte.
ein großprojekt kann in einer stadt über die teils gegenläufigen interessen der bewohnerinnen hinweg künstliche identität und gemeinsinn inszenieren/produzieren. (stichwort "eigendoping") das "thema" des projektes muß nichts mit der stadt zu tun haben, im gegenteil: je weniger, desto besser, denn umso weniger interessen werden so konkret ausgeschlossen.die entwicklung wurde unter dem begriff "festivalisierung der stadtpolitik" (häussermann/siebel) beschrieben. durch die unterordnung städtischer belange unter das sanierungsziel hat die festivalisierung direkten einfluß auf die stadtpolitik. auch die verwaltung wird, wegen effizienz und mangels geld, immer mehr einem unternehmen angepaßt. der begriff "sanierung" hat ja bereits etwas von unternehmensführung.
um investoren zu interessieren, aber auch um sich in der globalen städtekonkurrenz bemerkbar zu machen (also selber zum "global player" zu werden), konzentrieren sich die städte auf überregional vermarktbare großprojekte.
das "thema" eines großprojektes muß nichts mit der stadt zu tun haben, im gegenteil: je weniger, desto besser, denn umso weniger interessen werden ausgeschlossen. die soziologen häussermann und siebel prägten für diese entwicklung den begriff "festivalisierung der stadtpolitik".

Changed: 25c25
die betreuung von großprojekten wird üblicherweise firmen überlassen, die vermeintlich unabhängiger und effizienter, vor allem aber undurchsichtiger handeln können. ein beispiel wäre die space park development gmbh, die den space park betreibt. die stadt bremen wurde bei diesem projekt als gleichrangiger "partner" präsentiert (public-private-partnership). jedoch ist die partnerschaft zwangsläufig ungleich: zum einen kann bremen keinem investor finanziell das wasser reichen (darum geht es ja bei der sanierung). zum anderen sind unternehmen immer in der besseren verhandlungsposition, denn sie können sich jederzeit aus einem projekt (und der stadt) zurückziehen. eine stadt kann das nicht. die sanierungsrhetorik kreiste fast ausschließlich darum, wer wieviel investiert hatte. nie öffentlich diskutiert wurden die tatsächlichen verantwortlichkeiten, die eingegangenen verbindlichkeiten, wer z. b. beim scheitern des projektes mit bürgschaften einspringen muss. wechselnde investorenwünsche sind auch ein grund, weshalb das space-park-konzept sich von einer halbwegs kongruenten themenparkidee zu einem kaum noch vermittelbaren (und vermietbaren) investitionsmonstrum aus park und shopping mall entwickelt hat.
die betreuung von großprojekten wird üblicherweise firmen überlassen, die vorgeblich unabhängiger und effizienter, vor allem aber undurchsichtiger handeln. ein gutes beispiel sind die betreibergesellschaften des space park. die stadt bremen wurde bei diesem projekt als gleichrangiger "public partner" präsentiert. jedoch ist die partnerschaft zwangsläufig ungleich: zum einen kann bremen keinem investor finanziell das wasser reichen (darum geht es ja bei der sanierung). zum anderen sind unternehmen immer in der besseren verhandlungsposition, denn sie können sich jederzeit aus einem projekt (und der stadt) zurückziehen. die sanierungsrhetorik kreist fast ausschließlich darum, wer wieviel investiert. nie öffentlich diskutiert wurden die eingegangenen verbindlichkeiten. das risiko bei public-private-partnerships trägt immer der public partner. der private partner diktiert die bedingungen. wechselnde investorenwünsche sind auch ein grund, weshalb das space-park-konzept sich von einer halbwegs kongruenten themenparkidee zu einem kaum noch vermittelbaren (und vermietbaren) investitionsmonstrum aus entertainment und shopping entwickelt hat.

Changed: 27c27
nicht nur finanzpolitisch, auch geographisch ist der space park ein kind der bremer wirtschaftslage: er wurde auf dem ehemaligen gelände der ag weser errichtet, einer großwerft, die 1983 abgewickelt wurde. seither lag das gelände weitgehend brach. die idee der freizeit- und unterhaltungsanlage »raumfahrtpark bermen« stammt ursprünglich von einem mitarbeiter der ortsansässigen daimler-chrysler-aerospace. der stadt bot sich hier die chance, das industrie-schmuddel-image abzustreifen un durch etwas moderneres zu ersetzen. ungewönlich schnell wurde das projekt 1995 unter der sogenannten Ampel-Koalition durchgewunken. das 23 ha große gelände (von der hansestadt für 82 mio. dm dekontaminiert) wurd für dm 1,- an die space-park-projektgesellschaft verkauft. im weiteren verlauf verstrickte bremen sich finanziell mehr und mehr in das abenteuer raumfahrt.
nicht nur finanzpolitisch, auch geographisch ist der space park ein kind der bremer wirtschaftskrise: er wurde auf dem ehemaligen gelände der ag weser errichtet, einer großwerft, die 1983 abgewickelt wurde. seither lag das gelände weitgehend brach. die idee der freizeit- und unterhaltungsanlage »raumfahrtpark bremen« stammt ursprünglich von einem mitarbeiter der ortsansässigen daimler-chrysler-aerospace. der stadt bot sich hier die chance, das industrie-schmuddel-image abzustreifen und durch etwas moderneres zu ersetzen. ungewöhnlich schnell wurde das projekt 1995 unter der damaligen ampel-koalition durchgewunken. das 23 ha große gelände (von der hansestadt für 82 mio. dm dekontaminiert) wurde für dm 1,- an die space-park-projektgesellschaft verkauft. seitdem verstrickt bremen sich finanziell mehr und mehr in das abenteuer raumfahrt.

Changed: 31c31
die bauzeit auf der "größten baustelle des nordens" - diese zuschreibung bereits teil der werbekampagne - wurde begleitet von einer ausstellung, um die besucherInnen auf die groß- und einzigartigkeit des zukünftigen space park einzustimmen.
die bauzeit auf der "größten baustelle des nordens" - einer der superlative der werbekampagne - wurde begleitet von einer ausstellung, um die besucherInnen auf die groß- und einzigartigkeit des zukünftigen space park einzustimmen.

Changed: 33c33
untergebracht im "lichthaus", dem ehemaligem betriebsrats- und einzigem verbliebenen gebäude der großwerft ag weser, auf deren areal jetzt die bauhülle des urban entertainment center steht, verband die ausstellung ungewollt vergangenheit und zukunft des grundstückes. aber konsequent wird auf das thema zukunft gesetzt: die space-blauen ausstellungstafeln beschränken sich auf reduzierte informationen. neben ein paar wenigen zahlen, die die größe des projektes dokumentieren sollen, verkünden sie in der hauptsache stargate-like "das tor zu einer neuen erlebniswelt" und "shopping in einer neuen dimension" oder etwas allgemeiner, aber um so pathetischer "die zukunft ist hier". der griff in die sci-fi-kiste fördert den eindruck des fantastischen oder - um in den termini der werbetexter zu bleiben - des galaktischen, was künftige besucherInnen erwartet und unterstreicht die zukunftsweisende bedeutung des projektes.
untergebracht im ehemaligen betriebsrats- und einzigen verbliebenen gebäude der ag weser, verbindet die ausstellung ungewollt vergangenheit und zukunft des grundstückes. inszeniert wird jedoch die zukunft: die space-blauen ausstellungstafeln beschränken sich auf ein paar wenige zahlen, die die größe des projektes dokumentieren sollen. in der hauptsache verkünden sie stargate-like "das tor zu einer neuen erlebniswelt" und "shopping in einer neuen dimension" oder einfach "die zukunft ist hier".

Changed: 35,36c35
großzügig und detailliert gearbeitete und mit licht in szene gesetzte modelle erlauben einen weiteren blick in die zukunft: eingerichtete ladenflächen mit beleuchteten ladenschildern sowie unzählige, durch die shoppingmall flanierende miniatur-menschen suggerieren ein belebtes, gut frequentiertes erlebnis- und einkaufszentrum und nehmen die erfolgsgeschichte so in den modellen bereits vorweg.
das besondere bonbon der ausstellung ist ein vierzehnminütiger werbeclip. der eigens zur präsentation des videos eingerichtete kinosaal verspricht unterhaltung; rot gepolsterte kinosessel und aufsteigende sitzreihen sorgen für das richtige kinoambiente.
großzügig und detailliert gearbeitete und mit licht in szene gesetzte modelle erlauben einen weiteren blick in die zukunft: eingerichtete ladenflächen mit beleuchteten fiktiven ladenschildern sowie unzählige, durch die shopping mall flanierende miniatur-menschen suggerieren ein belebtes, gut frequentiertes erlebnis- und einkaufszentrum und nehmen die erfolgsgeschichte in den modellen vorweg.

Changed: 38c37,39
theatralisch eingestimmt wird zu beginn mit richard strauß' "also sprach zarathustra, op.30", bekannt aus kubricks "2001 - odyssee im weltraum". zur musik gleitet das space center, der themen- und entertainment-bereich und somit herzstück des space park, raumschiff-gleich durch das all, nähert sich der erde und fügt sich passgenau ins hellerleuchtete space-park-areal.
das besondere bonbon der ausstellung ist ein vierzehnminütiger werbeclip. der eigens zur präsentation des videos eingerichtete kinosaal ist teil der informationspolitik: außerhalb des kinos darf der film nicht gezeigt werden.

theatralisch eingestimmt wird mit der musik aus kubricks "2001": das space center, der themen- und entertainment-bereich und somit herzstück des space park, gleitet raumschiff-gleich durch das all, nähert sich der erde und fügt sich passgenau ins hellerleuchtete space-park-areal.

Changed: 42c43,55
vervollständigt wird das bild vom zukunftsprojekt space park durch glücklich konsumierende menschen, strahlende verkäuferInnen und staunende kinder. neben der so demonstrierten wirtschaftlichen erfolgsgeschichte des space park umwerben die bilder die familie als zahlungskräftiges und konsumfreudiges künftiges klientel. die auffällig häufig eingesetzten bilder von strahlenden und staunenden kindergesichtern wecken ein bedürfnis nach unterhaltung und sorglosigkeit, dessen erfüllung der space park verspricht. kinder als zukünftige generation bedienen ein positives, zukunftsgewandtes bild des einkaufs- und unterhaltungsriesen. selbst als es vom space park noch nicht mehr als aufgeschüttete sandhaufen zu sehen gab, schwebten bereits kinder in astronautenanzügen auf dem bauzaun. kinder stehen auch als ein bild für unschuld: falls nach der ganzen euphemistischen bilderflut noch kritik am space park aufkommen sollte - so böse kann das projekt gar nicht sein.
vervollständigt wird das bild durch glückliche konsumentInnen, strahlende verkäuferInnen und staunende kinder. neben der so demonstrierten wirtschaftlichen erfolgsgeschichte des space park umwerben die bilder die familie als zahlungskräftiges und konsumfreudiges künftiges klientel. die auffällig häufig eingesetzten kindergesichter wecken ein bedürfnis nach unterhaltung und sorglosigkeit, dessen erfüllung der space park verspricht. kinder als zukünftige generation bedienen ein positives, zukunftsgewandtes bild des einkaufs- und unterhaltungsriesen. selbst als es vom space park noch nicht mehr als aufgeschüttete sandhaufen zu sehen gab, schwebten bereits kinder in raumanzügen auf dem bauzaun. trotz euphemistischer bilderflut eventuell aufkommender kritik oder skepsis werden kinder als ein bild für unschuld entgegengesetzt: so böse kann der space park gar nicht sein.

das vorgeführte familienfreundliche bild wird hergestellt durch bilder aus ähnlich funktionierenden shopping- und entertainment-centern aus übersee und vom centrO oberhausen. durch den rückgriff auf andere zentren überführt sich die propagierte einzigartigkeit als austauschbar und damit beliebig. das am ende des films dargestellte potentielle einzugsgebiet, kontrastiert durch bilder der straßenbahn, die touristisch idyllisch-provinziell am rathaus vorbeischleicht, gerät vor diesem hintergrund zur farce.

am ausgang können sich ausstellungsbesucherInnen die motive und parolen der schautafeln im postkarten- und flyer-format mit nach hause nehmen. praktischerweise gibt es dazu eine papiertüte mit dem space park-emblem - ebenjene tüte, mit der kurz zuvor im film glückliche besucherInnen den space park verlassen haben

standortvorteil größenwahn oder "durst ist alles - image ist nichts"




der space park präsentiert sich als in sich geschlossene, gut funktionierende unterhaltungsmaschine, die - losgelöst vom alltag - event + entertainment verheißt. die unterhaltungsindustrie agiert mit immergleichen modulen, shopping und entertainment haben sich sozusagen "globalisiert". das berühmte argument des standortvorteils, der vorgeblich in der "einmaligkeit" des space park liegt, verschleiert, daß gerade der weltweite wettbewerb der städte diese tendenziell egalisiert. oder anders gesagt: nur wo es keine einzigartigkeit der städte mehr gibt, können sie in konkurrenz miteinander treten. insofern stellt sich der space park als ein ufo oder alien dar, das auf jeder x-beliebigen innerstädtischen brache hätte landen können. die versprechen prosperierender effekte auf die wirtschaft und die lebensqualität im quartier sind keine ortsspezifischen. das vakuum, das durch den verlust kommunaler, symbolischer bedeutungsebenenen - hier: die über ein jahrhundert identitätsstiftende bindung zwischen dem stadtteil gröpelingen und der ag weser - entsteht, wird kompensiert durch neue images, die in broschüren und kampagnen formuliert und verbreitet werden müssen ("bremen neu erleben" erweist sich in diesem sinn als ein überaus passender marketingspruch).

das projekt space park wurde von anfang an von einer gewaltigen imagekampagne begleitet, die einwänden oder gar alternativvorschlägen zur nutzung des areals keinen raum ließ. eine informationssperre der öffentlichkeit gegenüber immunisierte das projekt erst recht gegen kritik. mittlerweile sind erste kritische töne zu hören, nicht nur aus dem linksliberalen lager. sogar die politik meint, schlauer geworden zu sein - jedoch richtet sich die kritik kaum gegen die undurchsichtigkeit der space-park-entwicklung oder gegen die einseitige ausrichtung der sanierungspolitik, sondern vor allem darauf, daß der space park ein (jetzt) abzusehender flop ist.

zur zeit ist unklar, wann und in welcher form der space park eröffnet. die shopping-mall, das wirtschaftliche fundament für den entertainment-part, erweist sich als unvermietbar. damit steht das gesamte projekt in frage. um den raum doch noch zu füllen, wird verzweifelt nach konzepten gesucht, wie etwa einen autohandel dort aufzuziehen. diese situation ist eine logische konsequenz der allzu starken ausrichtung auf ein großprojekt als allheilmittel. die stadt hat sich dem projekt ausgeliefert. jetzt sieht es so aus, als bliebe sie drauf sitzen.

Removed: 44d56
das vorgeführte familienfreundliche bild wird hergestellt durch bilder aus ähnlich funktionierenden shopping- und entertainment-centern aus übersee und vom centrO oberhausen. durch den rückgriff auf andere zentren überführt sich die propagierte einzigartigkeit als austauschbar und damit beliebig. das am ende des films dargestellte potentielle einzugsgebiet, kontrastiert durch bilder der straßenbahn, die touristisch idyllisch-provinziell am rathaus vorbeischleicht, gerät zur farce.

Removed: 46d57
am ausgang können sich ausstellungsbesucherInnen die motive und parolen der schautafeln im postkarten- und flyer-format mit nach hause nehmen. praktischerweise gibt es dazu auch noch eine papiertüte mit dem space park-emblem - ebenjene tüte, mit der kurz zuvor im film glückliche besucherInnen den space park verlassen haben

Changed: 48,49c59
der space park präsentiert sich als eine in sich geschlossene gut funktionierende unterhaltungsmaschinerie, die - losgelöst vom alltag "draußen" - event + entertainment verheißt. die unterhaltungsindustrie agiert mit den
immergleichen modulen, shopping und entertainment haben sich sozusagen "globalisiert". das berühmte argument des standortvorteils, der vorgeblich in der "einmaligkeit" des space park liegt, verschleiert, das gerade der weltweite wettbewerb der städte diese tendenziell egalisiert. oder anders gesagt: nur wo es keine einzigartigkeit der städte mehr gibt, können sie in konkurrenz miteinander treten. insofern stellt sich der space park als ein ufo oder alien dar, das auf jeder x-beliebigen innerstädtischen brache oder auch der grünen wiese hätte landen können. die lokale anbindung an den angrenzenden stadtteil beschränkt sich auf die auflage eines ungehinderten zugangs zur weser. die versprechen prosperierender effekte auf die wirtschaft und die lebensqualität im quartier sind keine ortsspezifischen. das vakuum, das durch den verlust kommunaler, symbolischer bedeutungsebenenen - hier: die über ein jahrhundert identitätsstiftende bindung zwischen gröpelingen und der ag weser - entsteht, wird kompensiert durch neue images, die in broschüren und kampagnen formuliert und verbreitet werden müssen ("bremen neu erleben" erweist sich in diesem sinn als ein überaus passender marketingspruch).
thomas böker, christian vähling (city.crime.control)

Added: 50a61
city.crime.control (c3), projektgruppe aus bremen/hamburg, seit 1998 auseinandersetzung mit stadt(entwicklung), öffentlicher raum (und dessen umwidmung) und kontroll- und sicherheitspolitik, kritisiert aus der perspektive selbstorganisierter und subkultureller zusammenhänge. projekte, aktionen, texte unter http://citycrimecontrol.net, c3@citycrimecontrol.net

Changed: 52c63
von anfang an wurde das projekt begleitet von einer so gewaltigen imagekampagne, dass einwände oder gar alternativvorschläge für die nutzung des areals keinerlei gehör fanden. eine informationssperre der öffentlichkeit gegenüber immunisierte das projekt erst recht gegen kritik. mittlerweile sind erste kritische töne zu hören, nicht nur aus dem linksliberalen lager. sogar die politik meint schlauer geworden zu sein - jedoch richtet sich die kritik zumeist nicht gegen die undurchsichtigkeit der space-park-entwicklung oder gegen die einseitige ausrichtung der sanierungspolitik, sondern vor allem darauf, daß der space park ein (jetzt) abzusehender flop ist.
c3 sind: thomas böker, holger börgatz, ulf treger, christian vähling, sandy volz

Changed: 54c65
aktueller stand: die bauruine steht leer, es ist unklar, wann der space park eröffnet. eigentlich ist sogar unklar, was überhaupt draus wird. denn: die shopping-mall, das wirtschaftliche fundament für den entertainment-part, erweist sich als unvermietbar. damit steht das gesamte projekt in frage. um den raum doch noch zu füllen, wird verzweifelt nach konzepten gesucht, wie etwa einen autohandel dort aufzuziehen. diese situation ist eine logische konsequenz der allzu starken ausrichtung auf ein großprojekt als wirtschaftliches allheilmittel. die stadt hat sich dem projekt ausgeliefert, aus der vorstellung heraus, in der städtekonkurrenz nicht anders bestehen zu können. jetzt sieht es so aus, als bliebe sie drauf sitzen.
die space park ausstellung ist inzwischen geschlossen. infos zur spaßruine: www.space-park-bremen.de, www.gak-bremen.de/space.htm

Added: 56a68


Removed: 58d69
city.crime.control (c3) ist eine projektgruppe aus bremen, die sich seit der aktionswoche "die kontrolle der räume - subculture vs. boredom city" 1999 regelmäßig an verschiedenen projekten beteiligt, projekte initiiert und publiziert. themen, mit denen sich c3 beschäftigt (hat) sind: stadt(entwicklung), öffentlicher raum (und dessen umwidmung), kontroll- und sicherheitspolitik, kritisiert aus der perspektive selbstorganisierter und subkultureller zusammenhänge.

c3 ... imageproduktion stadt .... artikel

artikel für dresden postplatz reader 3, vorlage

( von CityCrimeControl, ein remix von /ImageAlsStandortvorteil )

bildmaterial zum artikel: /ImageAlsStandortvorteilBilder


"per achterbahn durch die galaxis"

städte sind zunehmend darauf fixiert, den eigenen standort im globalen wettbewerb konkurrenzfähig zu halten bzw. zu machen. erfolgsparameter sind die bettenbelegung der einheimischen hotelerie, die besucherInnenzahlen von museen, theatern, konzerten und großereignissen (letztere werden oftmals erst geschaffen, um die zahlen zu potenzieren) sowie die summe von investitionen. die neuausrichtung der städte funktioniert nicht zuletzt über die produktion von bildern, die konkurrenzfähigkeit signalisieren und erfolg inszenieren sollen.

in unserem workshop-beitrag zu "image als standortvorteil" ende mai haben wir hintergründe und auswirkungen städtischer imagepolitik anhand von beispielen aus bremen vorgestellt. in diesem text konzentrieren wir uns auf den space park, "erstes integriertes shopping- und entertainment-center deutschlands" (werbetext) und immer noch ein dankbares beispiel, um die fassade hinter den bildern zu illustrieren.

die stadt als (marodes) unternehmen

die bremer politik steht seit zehn jahren im zeichen der sanierung. das ziel ist ein verfassungskonformer haushalt (konsumtive ausgaben müssen geringer sein als die einnahmen) bis möglichst bald (ursprünglich bis 2005, aber damit rechnet kaum jemand mehr). die parole, unter der die derzeit regierende "große koalition" vorgeht, lautet: investieren und sparen. sogenannte investive mittel werden dabei von konsumtiven mitteln getrennt. erstere stehen nur unter dem vorbehalt zur verfügung, daß sie auch wirklich investiert werden. letztere, die eigentlichen haushaltsmittel, sollen weitmöglichst reduziert werden. parallel zu den kürzungen wird die städtische verwaltung gestrafft und nach unternehmerischen kriterien ausgerichtet. der begriff "sanierung" verweist bereits auf prinzipien der unternehmensführung. seit der wiederwahl im juni hat die koalition den sanierungskurs weiter verschärft: einzelne haushaltsposten werden jetzt ganz gestrichen, was das aus für wichtige institutionen wie das frauengesundheitszentrum und die aids-hilfe bedeutet. (sogar die investitionen sollen nach der nun abzusehenden space-park-pleite etwas vorsichtiger gehandhabt werden.)

um investoren zu interessieren, aber auch um sich in der globalen städtekonkurrenz bemerkbar zu machen (also selber zum "global player" zu werden), konzentrieren sich die städte auf überregional vermarktbare großprojekte. das "thema" eines großprojektes muß nichts mit der stadt zu tun haben, im gegenteil: je weniger, desto besser, denn umso weniger interessen werden ausgeschlossen. die soziologen häussermann und siebel prägten für diese entwicklung den begriff "festivalisierung der stadtpolitik".

die betreuung von großprojekten wird üblicherweise firmen überlassen, die vorgeblich unabhängiger und effizienter, vor allem aber undurchsichtiger handeln. ein gutes beispiel sind die betreibergesellschaften des space park. die stadt bremen wurde bei diesem projekt als gleichrangiger "public partner" präsentiert. jedoch ist die partnerschaft zwangsläufig ungleich: zum einen kann bremen keinem investor finanziell das wasser reichen (darum geht es ja bei der sanierung). zum anderen sind unternehmen immer in der besseren verhandlungsposition, denn sie können sich jederzeit aus einem projekt (und der stadt) zurückziehen. die sanierungsrhetorik kreist fast ausschließlich darum, wer wieviel investiert. nie öffentlich diskutiert wurden die eingegangenen verbindlichkeiten. das risiko bei public-private-partnerships trägt immer der public partner. der private partner diktiert die bedingungen. wechselnde investorenwünsche sind auch ein grund, weshalb das space-park-konzept sich von einer halbwegs kongruenten themenparkidee zu einem kaum noch vermittelbaren (und vermietbaren) investitionsmonstrum aus entertainment und shopping entwickelt hat.

nicht nur finanzpolitisch, auch geographisch ist der space park ein kind der bremer wirtschaftskrise: er wurde auf dem ehemaligen gelände der ag weser errichtet, einer großwerft, die 1983 abgewickelt wurde. seither lag das gelände weitgehend brach. die idee der freizeit- und unterhaltungsanlage »raumfahrtpark bremen« stammt ursprünglich von einem mitarbeiter der ortsansässigen daimler-chrysler-aerospace. der stadt bot sich hier die chance, das industrie-schmuddel-image abzustreifen und durch etwas moderneres zu ersetzen. ungewöhnlich schnell wurde das projekt 1995 unter der damaligen ampel-koalition durchgewunken. das 23 ha große gelände (von der hansestadt für 82 mio. dm dekontaminiert) wurde für dm 1,- an die space-park-projektgesellschaft verkauft. seitdem verstrickt bremen sich finanziell mehr und mehr in das abenteuer raumfahrt.

"blick in die zukunft"

die bauzeit auf der "größten baustelle des nordens" - einer der superlative der werbekampagne - wurde begleitet von einer ausstellung, um die besucherInnen auf die groß- und einzigartigkeit des zukünftigen space park einzustimmen.

untergebracht im ehemaligen betriebsrats- und einzigen verbliebenen gebäude der ag weser, verbindet die ausstellung ungewollt vergangenheit und zukunft des grundstückes. inszeniert wird jedoch die zukunft: die space-blauen ausstellungstafeln beschränken sich auf ein paar wenige zahlen, die die größe des projektes dokumentieren sollen. in der hauptsache verkünden sie stargate-like "das tor zu einer neuen erlebniswelt" und "shopping in einer neuen dimension" oder einfach "die zukunft ist hier".

großzügig und detailliert gearbeitete und mit licht in szene gesetzte modelle erlauben einen weiteren blick in die zukunft: eingerichtete ladenflächen mit beleuchteten fiktiven ladenschildern sowie unzählige, durch die shopping mall flanierende miniatur-menschen suggerieren ein belebtes, gut frequentiertes erlebnis- und einkaufszentrum und nehmen die erfolgsgeschichte in den modellen vorweg.

das besondere bonbon der ausstellung ist ein vierzehnminütiger werbeclip. der eigens zur präsentation des videos eingerichtete kinosaal ist teil der informationspolitik: außerhalb des kinos darf der film nicht gezeigt werden.

theatralisch eingestimmt wird mit der musik aus kubricks "2001": das space center, der themen- und entertainment-bereich und somit herzstück des space park, gleitet raumschiff-gleich durch das all, nähert sich der erde und fügt sich passgenau ins hellerleuchtete space-park-areal.

visionäre, wenn auch hausbackene animationen verheißen die zu erwartenden erlebnisse im entertainment-bereich, die sich trotz wohlklingender namen wie "moonbase one" als die zu genüge bekannten versatzstücke der event-industrie darstellen: multiplexkino, achterbahn und unterhaltungselektronik.

vervollständigt wird das bild durch glückliche konsumentInnen, strahlende verkäuferInnen und staunende kinder. neben der so demonstrierten wirtschaftlichen erfolgsgeschichte des space park umwerben die bilder die familie als zahlungskräftiges und konsumfreudiges künftiges klientel. die auffällig häufig eingesetzten kindergesichter wecken ein bedürfnis nach unterhaltung und sorglosigkeit, dessen erfüllung der space park verspricht. kinder als zukünftige generation bedienen ein positives, zukunftsgewandtes bild des einkaufs- und unterhaltungsriesen. selbst als es vom space park noch nicht mehr als aufgeschüttete sandhaufen zu sehen gab, schwebten bereits kinder in raumanzügen auf dem bauzaun. trotz euphemistischer bilderflut eventuell aufkommender kritik oder skepsis werden kinder als ein bild für unschuld entgegengesetzt: so böse kann der space park gar nicht sein.

das vorgeführte familienfreundliche bild wird hergestellt durch bilder aus ähnlich funktionierenden shopping- und entertainment-centern aus übersee und vom centrO oberhausen. durch den rückgriff auf andere zentren überführt sich die propagierte einzigartigkeit als austauschbar und damit beliebig. das am ende des films dargestellte potentielle einzugsgebiet, kontrastiert durch bilder der straßenbahn, die touristisch idyllisch-provinziell am rathaus vorbeischleicht, gerät vor diesem hintergrund zur farce.

am ausgang können sich ausstellungsbesucherInnen die motive und parolen der schautafeln im postkarten- und flyer-format mit nach hause nehmen. praktischerweise gibt es dazu eine papiertüte mit dem space park-emblem - ebenjene tüte, mit der kurz zuvor im film glückliche besucherInnen den space park verlassen haben

standortvorteil größenwahn oder "durst ist alles - image ist nichts"

der space park präsentiert sich als in sich geschlossene, gut funktionierende unterhaltungsmaschine, die - losgelöst vom alltag - event + entertainment verheißt. die unterhaltungsindustrie agiert mit immergleichen modulen, shopping und entertainment haben sich sozusagen "globalisiert". das berühmte argument des standortvorteils, der vorgeblich in der "einmaligkeit" des space park liegt, verschleiert, daß gerade der weltweite wettbewerb der städte diese tendenziell egalisiert. oder anders gesagt: nur wo es keine einzigartigkeit der städte mehr gibt, können sie in konkurrenz miteinander treten. insofern stellt sich der space park als ein ufo oder alien dar, das auf jeder x-beliebigen innerstädtischen brache hätte landen können. die versprechen prosperierender effekte auf die wirtschaft und die lebensqualität im quartier sind keine ortsspezifischen. das vakuum, das durch den verlust kommunaler, symbolischer bedeutungsebenenen - hier: die über ein jahrhundert identitätsstiftende bindung zwischen dem stadtteil gröpelingen und der ag weser - entsteht, wird kompensiert durch neue images, die in broschüren und kampagnen formuliert und verbreitet werden müssen ("bremen neu erleben" erweist sich in diesem sinn als ein überaus passender marketingspruch).

das projekt space park wurde von anfang an von einer gewaltigen imagekampagne begleitet, die einwänden oder gar alternativvorschlägen zur nutzung des areals keinen raum ließ. eine informationssperre der öffentlichkeit gegenüber immunisierte das projekt erst recht gegen kritik. mittlerweile sind erste kritische töne zu hören, nicht nur aus dem linksliberalen lager. sogar die politik meint, schlauer geworden zu sein - jedoch richtet sich die kritik kaum gegen die undurchsichtigkeit der space-park-entwicklung oder gegen die einseitige ausrichtung der sanierungspolitik, sondern vor allem darauf, daß der space park ein (jetzt) abzusehender flop ist.

zur zeit ist unklar, wann und in welcher form der space park eröffnet. die shopping-mall, das wirtschaftliche fundament für den entertainment-part, erweist sich als unvermietbar. damit steht das gesamte projekt in frage. um den raum doch noch zu füllen, wird verzweifelt nach konzepten gesucht, wie etwa einen autohandel dort aufzuziehen. diese situation ist eine logische konsequenz der allzu starken ausrichtung auf ein großprojekt als allheilmittel. die stadt hat sich dem projekt ausgeliefert. jetzt sieht es so aus, als bliebe sie drauf sitzen.

thomas böker, christian vähling (city.crime.control)

city.crime.control (c3), projektgruppe aus bremen/hamburg, seit 1998 auseinandersetzung mit stadt(entwicklung), öffentlicher raum (und dessen umwidmung) und kontroll- und sicherheitspolitik, kritisiert aus der perspektive selbstorganisierter und subkultureller zusammenhänge. projekte, aktionen, texte unter http://citycrimecontrol.net, c3@citycrimecontrol.net

c3 sind: thomas böker, holger börgatz, ulf treger, christian vähling, sandy volz

die space park ausstellung ist inzwischen geschlossen. infos zur spaßruine: www.space-park-bremen.de, www.gak-bremen.de/space.htm


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